Delhi
Mit den bewegenden, für ewig verankerten Eindrücken vom Taj Mahal machen wir uns auf zur nächsten Etappe. Paul ist frisch gewaschen und neu mit dem indischen Unfallschutz ausgestattet.
Nachdem wir das Gewühl und Gehupe der Stadt hinter uns haben, staunen wir über den Expresshighway nach Delhi. Frisch gesetzte Bäume wachsen im Mittelstreifen, die seitlichen Leitplanken sind mit Stacheldraht geschützt, damit keine Kühe spazieren kommen. Mit Gegenverkehr ist weiterhin zu rechnen, doch nicht mehr so oft. Die flachen, grünen Fruchtflächen zu beiden Seiten der Strasse könnten irgend in einem Land sein. Doch plötzlich vollzieht sich der Wandel, soeben noch Strohhütten und Reisfelder und daneben riesige Baustellen von Hochhäusern. Eine Sports City ist hier im Entstehen. Ein Stadion ragt schon modern und pompös in die Landschaft. Eine Smogglocke hüllt die Gegend ein und die Hochhäuser in weiterer Entfernung sind nur noch durch einen Schleier auszumachen.
Delhi – 15 Millionen Menschen sollen hier leben, die genaue Zahl wird wohl nie eruierbar sein. Wir sind beide überrascht über den geordneten, kanalisierten Verkehr, respektierten Lichtsignalen, die sauberen, breiten Strassen, die Baumalleen, gepflegten Grünflächen und Parks dieser Stadt. In einem dreifachen Mega-Kreisel mit zwei Kilometer Umfang müssen wir die richtige der acht Abfahrtstrassen erwischen. GPS sei Dank – wir landen ohne Zwischenfall in unserem Hotel, nahe des Bahnhofs von New-Delhi. Hier sind die Strassen indischer: schmaler, voll Gehupe, Tuk-Tuk-Fahrer, Velorikscha, Kuhfuhrwerk und Strassenküchen.
Nun machen wir uns auf zur Botschaft von Pakistan, denn ohne Visum keine Weiterreise. Vor der mit dreifachem Stacheldraht gesicherten Mauer warten schon viele Leute. Am Tor klebt ein Zettel: während des Ramadans ist die Botschaft nur von 10.00 bis 11.30 Uhr geöffnet. Warten wir halt diese Stunde, wir haben ja Unterhaltung mit den Leuten um uns herum. Tücher breiten sich auf dem Boden aus, Männer mit Turbanen und langen beigen Hemden machen es sich bequem darauf. Sie riechen etwas streng. Frauen in Saris sitzen auf der unbequemen Steinbank – alle haben dasselbe Ziel.
In der Mauer sind schmale Fenster mit einer kleinen Durchreiche eingelassen. Nur in gebückter Haltung hört man die Worte des Gegenübers. Ist das Absicht? Wir können dem Mann unsere Lage erklären, er schaut unsere vierseitigen Papiere an und gibt uns neue Formulare und den Auftrag, verschiedene Kopien zu beschaffen. Das ist die Aufgabe von Urs und ich fülle die Formulare erneut aus. Weiter oben haben sich zwar Männer mit kleinen Tischchen, darauf mechanische Schreibmaschinen stationiert, doch meine Handschrift wird wohl genügen. Der Mann versucht sein Bestes, um den Botschafter persönlich von unserer Lage zu überzeugen und verspricht eine zehn Prozent Chance. Die platzt dann allerdings nach einer halben Stunde wie eine Seifenblase: kein Visum in einem Drittland. Jetzt müssen wir die Pässe in die Schweiz senden und dort das Visum beantragen. Und in New-Delhi warten!