Gujarat

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Was ist denn heute los? Unsere SIM Karte funktioniert einfach nicht und die Internet-Verbindung im Hotel ist auch tot. Das ist lästig, ich sollte doch Mails schreiben wegen der Paul-Verschiffung. Später erfahren wir die Hintergründe. In der Nähe von Jaisalmer hat ein Polizist einen randalierenden Jugendlichen erschossen und die Bevölkerung kündigt für den nächsten Tag die Schliessung ihrer Läden und einen Protestmarsch gegen die Polizei an. Damit die Social Media nicht zu weiteren Aufrufen genutzt werden können, kappen sie einfach den Zugang zum Internet – auch eine Lösung. Die Polizei ist im Überangebot mit Personal und Fahrzeugen präsent. Zum Glück reisen wir ab.

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Kilometerweit begleitet uns die Wüste, mal Sand mal steinig. Frauen in Saris mit wehendem Schleier tragen Allerlei oder den Blechtopf gefüllt mit Wasser auf dem Kopf. Sie kommen vom Dorfbrunnen, wie jeden Morgen. Oft tragen sie an Ober- und Unterarmen breite Ringe aus Gold oder Silber.

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Auch die Nase ist mit einer grossen goldenen Scheibe geschmückt. Ob das bequem ist? Sie tragen ihr Bankkonto mit sich. Einfache Rundhäuser mit Grasdächern sind mit Kuhdung gepflastert und teilweise mit weissen Zeichnungen verziert. Es stehen immer ein paar Häuser beisammen und diese Familienansiedlungen umranden dürre, dornige Akazienäste. Wir wähnen uns eher in Afrika als in Indien.

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Gegen Abend fahren kleinere Autorikschas oder auch mal ein Esel vor dem Karren vollbeladen mit Familie und Hausrat ins Feld. Hier breiten die Leute ihr Hab und Gut aus, spannen eine Zeltplane auf und schon qualmt ein kleines Feuer. Es sind nomadisierende kleine ethnische Gruppen, die familienweise durchs Land ziehen und wahrscheinlich mit sehr! wenig zufrieden sind. Die europäischen Sinti und Roma sollen von dieser Volksgruppe abstammen.

Wir reisen in den Bundesstaat Gujarat ein und zum Glück beginnt auch wieder eine Autobahn. Auf dem Mittelstreifen sitzen zwei Grossväter im weissen Gewand, mit Turban und Holzstecken und halten ihr Morgenschwätzchen. Plötzlich stehen wir mitten in einer Herde Kamele – es sind bestimmt 200 Stück, die nach Hause getrieben werden. Ein eindrückliches Schauspiel.

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Unser Ziel ist Mundra – der grösste private Containerhafen von Indien. Trotz der vielen Anfragen haben wir leider immer noch keine definitive Angabe für die Verschiffung von Paul. Wir entscheiden uns, direkt vor Ort zu fahren und hier die Verladung zu regeln. Endlich, nach langen Tagen und siebenundvierzig Mails finden wir einen Schweizer Spediteur, der uns einen Agenten in Indien vermittelt. Doch auch das braucht seine Zeit – wir warten immer noch.

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In Gujarat herrscht Alkoholverbot. Auf die Herstellung und den Verkauf von schwarz gebranntem Alkohol steht die Todesstrafe, nachdem vor ein paar Jahren über 100 Menschen am Konsum von giftigem Alkohol gestorben sind. Ein paar Hotels verfügen über Ausnahmeregelungen. Auch unser Hotel betreibt einen secret job, der von aussen über eine Kellertreppe erreichbar ist. Von unserem Zimmerfenster aus können wir einen regen Verkehr zu diesem Laden beobachten, – die Männer kommen und gehen. Vorher einen Blick auf die vorhandenen Rupien, nachher tragen sie einen schwarzen Plastiksack hinaus. Nur wir gehen leer aus, die Einreise mit dem indischen Visum darf nicht länger als einen Monat zurück liegen. Trinken wir eben Wasser.

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Um unsere Wartezeit zu strecken fahren wir ans Meer. Die letzten Tage sind ziemlich grau in grau, ab und zu mit einem Regenschauer. So präsentiert sich dann auch das Meer, – doch am Strand ist allerhand los. Die Frauen sitzen mit ihrem Sari im warmen Wasser, die Kinder planschen und kreischen und die Männer vergnügen sich in Unterhose und Leibchen im Nass. Die Kamele haben zu tun, um die Inder strandauf- und abwärts zu schaukeln. Natürlich sind wir wieder Exoten. Da wird mir ein tropfnasses Kind in die Arme gedrückt, dort müssen wir mit den Girls aufs Foto und dank Selfiestecken gibts nochmals prächtige Aufnahmen.

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Es sind herrliche Bilder und lustige Begegnungen. Nur die Windhaspel streiken. Nicht aus Mangel an Wind, der ist am Strand genügend vorhanden, – sie sind alle defekt.

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In Meeresnähe wachsen wieder Palmen, diesmal zum Glück mit Datteln. Am Strassenrand türmen sich Palmenwedel mit gelben und roten Früchten, die der Bauer mit einer Machete zurechtstutzt. Auf dem allgegenwärtigen vierrädrigen Holzkarren befindet sich die Verkaufstheke. Die Datteln schmecken etwas sonderbar so roh, sie sind noch nicht getrocknet. Ob die Süsse noch kommt? Leider verstehen die Leute am Stand kein Englisch, damit ich diese Frage klären kann. Ob ich sie nach Hause mitnehmen soll?

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