Himalaya in Griffnähe

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Dschungel aus Bambus, Bananenstauden und allerlei unbekanntem Grün, dazwischen die reifen oder brachliegenden Reisfelder. Der Holunder blüht, die Natur ist üppig und füllig . Einfache Häuser aus Bambus und Palmenmatten, verstärkt mit flach geklopften Platten von Blechfässern, säumen die Strasse. Die Leute leben vom Steinhandel, mit Bambusstecken abgegrenzt schichten sich die unterschiedlich grossen Steine vor den Häusern auf, bis hin zum Kies, das in mühsamer Handarbeit klein geklopft wird. Zum Glück verwandeln sich die Strassen wieder in normales Terrain. Schlaglöcher und unangekündigte Geschwindigkeitsschanzen sind immer noch tückisch, doch immerhin findet auch der fünfte Gang wieder einmal seine Bestimmung.

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Allerdings fahren alle schnell, rücksichtslos, hupend und vordrängelnd. Es ist nicht verwunderlich, dass wir einen LKW im Strassengraben liegen sehen, einer mit zwei neuen Baggern geladen gekippt in der Kurve liegt, Scherben auf der Strasse zusammengewischt werden. An einem Tag passieren wir acht Unfallstellen. Dazu kommen noch die Kühe und Ziegen, die mitten auf der Strassen stehen oder liegen, die streunenden Hunde und tanzenden Affen. Es ist ein Theater! das an der Substanz zehrt. Im Stadtverkehr ist es noch schlimmer, jeder zwängt vor zwischen Tuk-Tuks, Rikscha- und Velofahrern, Fussgängern, begleitet von einem nicht endenden Hupkonzert.

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Wir kommen im Bundesstaat Assam an und werden gleich begrüsst von riesigen Teeplantagen. In den Feldern wimmelt es von farbigen Tupfern – Leute die bei der Arbeit sind. Eine Teefabrik reiht sich an die andere, nur unterbrochen von Militärcamps. Hier ist die Grenze zu Bhutan und Nepal nah, da muss natürlich wieder für Ordnung gesorgt werden. Ganz fern im Dunst können wir sanfte Hügelzüge erhaschen, die Ausläufer des Himalayas.

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In der Hauptstadt von Assam suchen wir eine Autoversicherung, denn wir müssen unbedingt eine Haftpflicht abschliessen. Nach endlosem Fragen landen wir in einer Parkgarage mit Lift, der uns zu den Bürostockwerken bringt. Rechtsanwälte, Finanzinstitute und irgendwelche Firmen haben hier ihre Büros, die eher Hinterhofunternehmen gleichen. AXA ist auch da – der nette Herr versucht alles, doch leider versichert weder AXA noch eine andere Gesellschaft ein ausländisches Fahrzeug. Das trägt nicht zu einem besseren Gefühl auf der Strasse bei.

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Die Übernachtungsplätze sind rar. Entweder führen die Wege von der Hauptstrasse in ein Dorf oder in ein Reisfeld. Auf den Parkplätzen der Tankstellen sind schon die vielen LKWs parkiert. Wir haben Glück und sehen ein kleines Schulhaus, das mitten auf einer Wiese steht. In Indien sind die Schulen nicht eingezäunt. Ein paar Kinder sind am Spielen und zwei Männer auf einer Baustelle beschäftigt. Ja, ja wir können da bleiben, heisst es. Innerhalb kurzer Zeit haben wir das halbe Dorf um uns versammelt.

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Ein Junge kann ein paar Worte Englisch und er bringt mich die paar Meter zum Dorf, da findet gerade der Markt statt. Am Boden breiten die Frauen ein paar Gemüsesorten aus. Ein Mann verkauft Fische. Das wär doch noch was für unser Nachtessen. Allerdings gibt es ein paar Verständigungsprobleme, statt auszunehmen hackt er dem Fisch den Kopf ab. Ein paar frittierte Zutaten kann ich auch noch erstehen. Zurück zum Auto ist die Zuschauertruppe eher grösser geworden.

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Jetzt muss ich den Fisch vor den vielen Leuten braten und während dem Essen haben wir neugierige Augen, die uns beobachten. Wir werden ins Haus des Jungen zu Tee eingeladen und definitiv sind wir die Sensation des Jahres, denn alle strömen herbei, um uns anzuschauen. Am nächsten Morgen verabschiedet uns eine Horde Kinder bereits vor sechs Uhr früh und der Junge meint: <Antie, after one year you come back!> So herzig.

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