Einfahrt in Indien …..

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Unsere Reisebegleiter sind verabschiedet, schön wieder alleine zu reisen. Auf indischem Boden werden wir vom Militär begrüsst. Die Soldaten sind sehr hilfsbereit und der grimmig dreinblickende, dunkle Sikh entpuppt sich schlussendlich als Gentlemen. Er bezahlt sogar unser Tuk-Tuk und verzichtet darauf, mit seinen Dreckstiefeln in unser Haus zu steigen – so hat ihn die Mutter erzogen, meint er. Auch die Schauergeschichten, dass wir ohne Myanmar-Stempel im Carnet de Passage nicht einreisen können, das Immigrationsbüro heute geschlossen ist, erweisen sich als überbrückbare Hürden. Innerhalb von zwei Stunden haben wir alle Stempel. Die Fahrt kann losgehen.

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Wir sind froh, der dreckigen und unfreundlichen Grenzstadt Moreh zu entkommen. Doch nach 10 Kilometern und drei Militärkontrollen ist unsere Reise schon zu Ende. Ein Erdrutsch hat die einzige Strasse blockiert. Uns bleibt nichts übrig, als zurück zu fahren und in der Stadt ein Zimmer zu suchen …. igitt …. jetzt kommen unsere Seidenschlafsäcke zum Einsatz. Der einzige Bancomat in der Strasse funktioniert nicht. Zum Glück treffen wir zwei deutsche Velofahrer, die schon Tage auf die Einreise nach Myanmar warten. Mit ihnen tauschen wir unsere letzten Myanmar Kyats in Rupien um. Jetzt können wir wenigstens das Zimmer und etwas zu essen bezahlen. Am nächsten Morgen erhalten wir widersprüchliche Aussagen: der Polizist sagt die Strasse ist offen, ein paar Männer erzählen, dass sie noch zwei Tage zu ist. Wir versuchen es und siehe da – wir kommen durch.

Der Staat Manipur wird seit Jahrzehnten von Wellen der Gewalt geplagt. Aufstände, Drogen- und Waffengeschäfte an der Grenze zu Myanmar und interne Kämpfe zwischen Splittergruppen finden fast täglich statt. Entsprechend hoch ist die Präsenz von Militär. Alle paar Kilometer müssen wir uns in ein Buch einschreiben mit Namen, Autonummer, woher wir kommen, wohin wir reisen. Die Soldaten sind sehr freundlich und zuvorkommend. Wir erreichen die Hauptstadt von Manipur, doch hier sind alle Läden und die Tankstellen geschlossen. Demonstrationen und Strassensperren verbreiten eine unruhige Stimmung, da bleiben wir definitiv nicht. Doch nun werden die Strassen immer schlimmer, riesige Löcher tun sich auf, zwischendurch ist der ganze Belag weggespült. Der einsetzende Monsun in den letzten Tagen hat die Situation massiv verschlechtert. Wir kommen nicht vom Fleck. Gegen Abend halten wir bei einem Militärcamp, zwischen zwei Kontrollposten, hier sind wir sicher für die Nacht. Die Soldaten freuen sich über die Abwechslung, sogar der diensthabende Offizier heisst uns willkommen. Auch die vom Feld zurückkehrenden Frauen halten ein Schwätzchen mit uns. Wir verstehen uns beide nicht, doch wir haben zu lachen.

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Um 6.00 Uhr früh geht unsere Fahrt weiter, es wird immer schlimmer. Kolonnen von Lastwagen warten, um über eine schmale Seilbrücke zu fahren. Auf einmal geht gar nichts mehr. Die Strasse ist nicht mehr als solche zu erkennen, ein Morasthaufen, durch den sich Lastwagen um Lastwagen heraufkämpft.

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Wir müssen zusammen mit anderen Fahrzeugen auf einem Absatz warten. Endlich geht es wieder ein Stück weiter. Es rumpelt und hopert abwärts, doch Urs und Paul schaffen die Hürde durch den Schlamm. Auf dem nächsten Absatz warten wir sechs Stunden. Unterhaltung haben wir ja mit den vorbeischnaufenden, rauchenden Fahrzeugen. Ab und zu bleibt wieder eines stecken, dem der Bagger mit einem sanften Schub nach oben hilft. Urs bekommt die Krise, wenn er das sieht. Irgendwann im späteren Nachmittag geht es weiter, die Strasse ist eng, glitschig und die Lastwagen vom Gegenverkehr gefährlich nahe. Natürlich ist die nächste Stadt noch weit entfernt und wir schlafen wieder am Strassenrand.

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Irgendwann nach gefühlten Tagen haben wir die 258 Kilometer geschafft und kommen in einer grösseren Stadt an, wo wir endlich einen Bancomat finden und eine SIM Karte kaufen können. Jetzt sind wir wieder bei den Leuten. Der Einstieg in Indien ist definitiv happig!

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