Nordthailand
Auf thailändischer Seite fahren wir dem Mekong entlang. Zeitweilig ist der Fluss voll felsiger Inseln. Regen ist dringend nötig. In der Nacht entlädt sich jetzt ab und zu ein mächtiges Gewitter mit Blitz und Donnerkrachen. Auf den Feldern ist ein emsiges Wirken, damit alles parat ist für die ersehnte Regenzeit, die in den kommenden Wochen niederprasseln soll.
Ein paar Männer stehen barfuss in der matschig roten Erde und stecken neue Setzlinge, das Reistraktörli zieht dunkle Furchen, ein blauer, schon etwas neuerer Traktor pflügt die harten Erdbrocken um. Die Gegend ist fruchtbar, Mais, Maniok, Bananen, Mango, Gurken, Zuckerrohr, Papaya, asiatisches Gemüse, Palmen, Kohl und Reis wachsen hier – teilweise dank Bewässerungskanälen. Und was sehe ich da zum ersten Mal? Litchis am Baum. Die Früchte leuchten schon etwas rötlich, sind aber noch ziemlich sauer (- jaaaa ich habe eine stiebitzt).
Je nördlicher wir fahren, umso bergiger wird die Gegend. Paul muss wieder mit 20 kmh den Berg hinaufschnaufen. Lichte Wälder mit zartgrünen, frisch geschossenen Blättern erinnern an Peter&Paul im Frühling. Eine herrlich grüne Gegend. Doch auch hier zeigen nackte Hügel den Raubbau am Holz. Ein paar dicke, alte Teakholzbäume stehen vereinzelt, doch der Rest ist schon längst verarbeitet.
Zwei Tage machen wir Halt in der kleinen, noch ursprünglichen Stadt Nan. Hier sehen wir keine einzigen westlichen Touristen. Die Strassenschilder und Reklametafeln sind nur noch auf Thai angeschrieben. Verständigung findet mit Hand und Deuten statt. Doch es kommt immer gut heraus. Sonst müssen wir ja auch unsere Fantasie walten lassen.
Unterdessen wissen wir zwar, was gemeint ist mit den englischen Fragen: ‚u wan ei?‘ oder ‚u wan lei?‘ (willst du Eis? willst du Reis?) Unser Hotel wird noch billiger, wenn wir bis in den dritten Stock hoch steigen – es hat nämlich keinen Lift. Gegen sechs Uhr abends rattern die Metallrolltore quitschend vor den garagenähnlichen Verkaufsläden herunter, die Stadt geht schlafen. In Nan haben nur das Optikgeschäft und der chinesische Goldladen Schaufenster. Es wird mäuschenstill, bis die Hähne krähen, der Gecko echot und die Vögel ihr Morgenkonzert beginnen.
Wenn wir schon so weit nördlich sind, lockt das Goldene Dreieck. Von Chiang Rai machen wir einen Tagesausflug an diesen verruchten Ort, wo noch vor 50 Jahren Drogenbarone ihre Schmuggelware an Heroin zwischen den Grenzen von Myanmar, Laos und Thailand verschoben. Heute ist es einfach spannend, über den Mekong nach Laos und Myanmar zu schauen. Das Durchkämpfen durch das Gewimmel der Souvenirstände gehört halt auch dazu. Im House of Opium lernen wir doch einiges dazu über die Gewinnung des Stoffs aus den Mohnpflanzen, die Opiumgewichte in verschiedenen Tierformen mit eigenen Masseinheiten, die Aufbewahrungsbehälter und schliesslich sind eine ganze Menge Opiumpfeifen ausgestellt. Opium soll bereits 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung von den mediterranen Ländern nach Asien gelangt sein. Der heutige Handel mit Betäubungsmittel geht leider weiter, in Myanmar werden tonnenweise Amphetamine hergestellt und über die Grenzen geschmuggelt.
Im Museum sind auch ein paar Bilder der wichtigsten Bergvölker von Thailand zu sehen. Es wäre schon schön und interessant, einer Langhals-Frau zu begegnen, die bis zu 25 Reifen mit bis zu acht Kilo Gewicht um ihren verlängerten Hals trägt. Doch der ‚menschliche Zoo‘ widerspricht uns und wir verzichten aus ethischen Gründen auf einen Besuch in diesen Schau-Dörfern.
Wer ein Filmli dazu schauen will: longneckkaren.com