In die Provinz

K1600_DSC07260

In der Hauptstadt müssen wir wieder ein Visum für Thailand beschaffen. Am ersten Tag heisst es, in einer langen Kolonne anstehen. Sonderbare Gestalten können wir beobachten. Russinnen mit blondierten Haaren und einem Flair für unpassendes Outfit. Männer im T-Shirt, auf dem sich der Laos-Tempel zu unproportionaler Grösse aufplustert. Ein Kommen und Gehen. Am nächsten Tag dasselbe Prozedere, immerhin haben wir Nummer 181 und nicht 664. Nach zwei Stunden haben wir unsere Pässe mit Visum wieder in den Händen.

K1600_DSC07269K1600_DSC07270

Nun reisen wir nordwärts. Die Strassen sind nicht die Besten. Zwischendurch ohne Belag und mit zahlreichen Löchern versehen. Ein intensiver Verkehr sorgt für zusätzlichen Staub. Am Strassenrand ist alles orange gepuderzuckert. Die armen Frauen in ihren Verkaufsständen, sie kommen nicht mehr nach mit abstauben. Stetig steigt die Strasse in engen Kurven in die Höhe. Hügelketten zeichnen sich in diffusem Licht ab.

K1600_DSC07283

Ob es hier nie einen strahlend blauen Himmel gibt? Es hängt immer ein Dunst in der Luft, der die Sicht in die Weite versperrt. Laubbäume bedecken die Hügel, in den Ebenen dazwischen liegen die dürren Reisfelder. Doch auch Felder mit Mais, Salat, Kohl sind angelegt. In den Dörfern kleben die Holzhäuser am Strassenrand, eins nach dem anderen.

K1600_DSC07284

In Laos ist es recht schwierig, einen Übernachtungsplatz zu finden.  Es führen keine Wege von der Strasse weg, die Reisfelder reichen meist bis an den Strassenrand. Da sind wir doch froh, noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit eine Ausfahrstelle in luftiger Höhe zu finden.

K1600_DSC07277K1600_DSC07278

Es ist zwar ein Müllhaufen um uns herum doch wir machen es uns gemütlich. Gerade wollen wir uns ins ‚Haus‘ zurückziehen, da kreuzt ein Soldat mit Gewehr auf. Es folgt ein stummes Mimikgespräch zwischen ihm und Urs. Nein, da könnt ihr nicht schlafen, wir schiessen, – doch, doch das können wir, du aufpassen, wir schlafen – nein nicht schlafen, wir schiessen vom Berg hinunter – und so geht’s noch ein paar Mal hin und her. Wir müssen wegfahren. Kiesgruben sind schon ein paar Mal unsere Rettung gewesen und so auch diese Nacht. Allerdings fahren Mopeds ein paar Mal ums Auto herum, so ganz geheuer ist es uns dann doch nicht. Urs hört in der Nacht auch das Schiessen, scheinbar haben sie eine Übung vom Berg hinunter auf den strategisch wichtigen Parkplatz, den wir eingenommen haben.

K1600_DSC07287K1600_DSC07289

Um halb Sieben fahren wir schon los. Die Kinder sind bereits auf dem Schulweg, zu Fuss oder mit dem Velo laufen oder fahren sie kilometerweit bis ins nächste Dorf, wo die Schule steht. Ein längliches Gebäude mit ein paar Fenstern und Türen und einem grossen Schulhof. Dunkles Unterteil, weisses Hemd, meist nicht mehr so blütenrein, ist die Schuluniform. Die Mädchen tragen den traditionellen dunklen Jupe der Laotinnen mit einer breiten Borte am Saumrand und einer vorderen Falte . Die meisten Frauen sind sehr schön und sauber gekleidet. Erstaunlich, wenn wir die einfachen Hütten sehen und die Dorfwasserleitung, von der das Wasser in die Häuser getragen oder gefahren wird. Das Wäschewaschen und das Duschen findet auch an dieser Wasserversorgungsstelle statt.

K1600_DSC07290K1600_DSC07293

Unterdessen erreichen wir 1500 Meter über Meer und am Nachmittag unser Ziel: die Ebene der Tonkrüge. Mehrere hundert zwischen 200 und 1000 Kilo schwere, oft übermannshohe Krüge liegen weit verstreut im Gras.

K1600_DSC07306K1600_DSC07312K1600_DSC07318K1600_DSC07322

Welche Völker die Kolossalgefässe hier aufgestellt und wozu sie benutzt wurden, bleibt rätselhaft. Gefundene Menschenknochen lassen Archäologen vermuten, dass es sich um Urnen handelt. Andere meinen, dass sie Vorratsspeicher für Reis und Korn gewesen sind. Es bleibt ein Wunder, denn auch der verwendete Sandstein ist im Umkreis von mehr als 400 Kilometern nicht zu finden.

K1600_DSC07330

Zwischen den alten Relikten tun sich riesige Krater auf. Rückstände der Amerikaner. Während des Vietnamkrieges haben sie diese Gegend extrem bombardiert. Alle 8 Minuten ist eine Bombe detonniert und das täglich 24 Stunden, während neun Jahren. Unvorstellbar. Wir sehen die Eisenteile in der nahen Stadt Phonsavan als Gartentore und Dekorationsgegenstände. Zum Glück sieht man den Leuten diese Schreckenszeit nicht mehr an.

K1600_DSC07344K1600_DSC07351