Im Königreich der Khmer
In gut einer Stunde haben wir die Ausreise aus Thailand und die Einreise nach Kambodscha geschafft. Und dies sogar mit einem an der Grenze zu erstellenden Visum. Die Parkplatzwächter, Taxifahrer, Visumformularschreiber, Kofferkarrenschieber, alle erwarten heute ein grosses Geschäft. Eine Familie mit einem Buben, vier deutsche Mädels sind mit Rucksäcken und ziemlich erschöpften Gesichtern unterwegs. Wir landen im muffigen, ziemlich schmutzigen Visumsbüro und dürfen sogar auf den rosaroten Plastikstühlen Platz nehmen. Der Chinese mit dem übergrossen Bauch nimmt unsere Pässe und das Geld entgegen. Am Haaransatz seiner mit Gel nach hinten geklatschten Haare klebt noch das nachtschwarze Haarfärbemittel. Ich muss diese Frisur immer wieder ansehen. Der Kommandant mit Abzeichen, Wappen und Glitzer geschmückten Uniform nimmt das Geld entgegen, – er hat die Oberaufsicht. Der Kollege mit Mundschutz stellt das Visum von Hand aus, sein Sitznachbar klebt dieses in unseren Pass ein und der dritte setzt dann unzählige Stempel darauf. Die Beamten amüsieren sich über die Schweiz und das viele Geld! Zum Glück ist es schön kühl im Raum, da können auch wir lachen. In der Hitze draussen müssen wir uns nochmals vor einen Schalter in die Schlange stellen. Dieses Gebiet beherrscht eine Frau alleine: Fotografieren, Abdrücke aller zehn Finger, Passscannen und zig Stempel und Unterschriften. Es ist vollbracht.
Ups, da ist ja Rechtsverkehr. Zum Glück, wie sich herausstellt. Schwer beladene Lastwagen, Kleinbusse gefüllt mit Leuten, Mopeds mit Familien drauf, Mopeds mit gefüllten, geflochtenen, in die Strasse hinein ragenden Bambuskörben auf jeder Seite müssen überholt werden. Hier hat Urs wieder den Blick nach vorne und ich kann mich vom Überholungskommando im Linksverkehr erholen.
Wir wollen nochmals ans Meer fahren, bevor wir dieses für ein paar Wochen nicht mehr sehen. Vorbei an Holzhäusern auf Stelzen, mit gackernden Hühnern davor. Unter dem Haus hängt mindestens eine Hängematte, die meistens besetzt ist. Der Haushof ist aufgeräumt, doch am Strassenbord vor den Häusern türmt sich der Abfall. CAMBODIA, Angkor, Ganzberg, Leo – die Biermarken dieses Landes überbieten sich mit Werbetransparenten. Sogar die Holzwände der Häuser müssen als Inseratflächen herhalten.
Das Meer an der Südküste ist wunderbar, angenehm warm mit Sandstrand. Wir buchen eine Bootsfahrt zu den nahe gelegenen Inseln um zu schnorcheln. Bunte Korallen in allen Formen schimmern im Sonnenlicht. Die tannengrüne Hirschgeweihkoralle ist etwas Neues. Langstachelige Diademseeigel liegen in den Vertiefungen der Korallen. Die fünf weissen Punkte in den Stacheln schimmern wie Perlen, dazwischen smaragdblaue Tupfen und in der Mitte der orange-schwarze Polyp. Eigentlich schöne Tiere, wenn man ihnen nicht zu nahe kommt.
Am Otres Strand treffen wir Klaas und seine Frau Willi aus Holland. Sie sind Langzeitreisende und wissen viel zu erzählen. Klaas kennt sich hervorragend mit Autos und Wohnaufbauten aus. Seine Tipps nehmen wir gerne entgegen. Wir verbringen einen lustigen Nachmittag im Schatten, immer gut mit Bier gekühlt.
Die Binnenwährung von Kambodscha ist der Riel, nur in einer Bank zu bekommen. In Restaurants und grösseren Geschäften ist der harte US Dollar gefragt. Bis ich endlich am Automaten zu Geld komme braucht es fünf Anläufe. Doch jetzt sind wir wieder ausgestattet, mit Riel und $, was immer auch gefragt ist.
Nun sind wir auf dem Weg nördlich, nach Phnom Penh – der Hauptstadt von Kambodscha.