Wieder unterwegs …
Bei Kilometerstand 94.500 beginnt unsere Asienreise mit Paul. Wir sind beide etwas aufgeregt. Irgendwie haben wir wieder einen Platz gefunden, um den Inhalt unserer beiden Reisetaschen, den Rucksack und mein Büroköfferli zu verstauen.
Die Strassen in Malaysia sind gut ausgebaut, breit, oft mehrspurig. Die vielen Töfflidriver, die noch vor 20 Jahren unterwegs waren, sind nun zu Autofahrer aufgestiegen. Sie fahren zügig, doch rücksichtsvoll. Ab und zu sieht man sie noch, die Familientöffli mit Mann am Steuer, dazwischen die Kinder und hinten die Frau. Ist das eine Freude an der Tankstelle, 120 Liter bekommen wir für umgerechnet 40 Franken. Super! Der Diesel kostet im Moment 1.35 Ringgit. Die Preise werden monatlich bestimmt und im Februar ist er nochmals gefallen.
Riesige Palmölplantagen von Sime Darby – dem grössten Palmölhersteller von Malaysia – säumen die Strassen. Abgerodete Hügel warten auf die monotone Bepflanzung mit jungen Palmen, die in eigenen Zuchtstationen heranwachsen. Nach drei Jahren Wachstum erfolgt bereits die erste Ernte von 40 Kilo schweren Fruchtständen. Es ist ein Riesengeschäft mit dem Palmöl, bis 2020 soll der weltweite Anbau verdreifacht werden und da mischelt auch Malaysia kräftig mit. Vor allem gehen die Geldgeber kein Risiko ein: erst die Abholung des Dschungels, durch den Verkauf des Holzes kann die Aufforstung der Palmen bezahlt werden. Die Gewinnspanne von mehr als 50 Prozent zaubert den Investoren ein Lächeln aufs Gesicht. Der Bedarf an Palmöl scheint ungebremst, jedes zweite Produkt im Supermarkt enthält dieses Oel. Und wer denkt an die Umwelt, dass durch die Abholzung des Regenwaldes ein Mehrfaches an CO2-Ausstoss entsteht, durch die Monokulturen Bodenerosionen verursacht werden und bleibende Naturschäden zurückbleiben?
Wir fahren und fahren und schauen immer wieder mal den geteerten Strassen nach, die von der Hauptstrasse wegführen. Entweder führen sie zu einem Haus oder zu einem Gebäude, das mit Schranke bewacht ist. Keine Chance für einen Campingplatz. Die letzte Chance ist, im GPS einen Campingplatz einzugeben. Jetzt müssen wir halt nochmals 60 km fahren. Er erweist sich dann als abgefrackter, vor Jahren verlassener Platz. Es bleibt uns nicht anderes übrig, als hier in der Nähe des tosenden, braunen Meers zu übernachten. In der Nacht ein emsiges Auf und Nieder, da der Regen immer wieder aufs Dach peitscht. Fenster zu – regendicht, Fenster auf – atmungsaktiv.
Es ist Zeit für das Mittagsgebet. Der Muezzin singt mit melodischer Stimme und trommelt mit seinem Ruf die Gläubigen zusammen. Am Freitag kommen sie besonders zahlreich und die Messe schallt eine ganze Stunde lang aus dem Lautsprecher. Er macht seine Sache scheinbar gut, denn am Ende strömen die Gläubigen in Scharen aus der Moschee. Touristen sind wenige zu sehen, wir werden immer wieder mit Seitenblicken bedacht. Ja den Muslim-Schleier trage ich eben nicht, vielleicht ist mein Kleid mit den weissen Tupfen etwas auffällig.
Vieles in Malaysia ist sehr gegensätzlich: die Autos mit von der Hitze abgestorbenem Lack, daneben die Audi und BMW der höheren Liga. Einfache Häuser aus Holz auf Stelzen, daneben moderne Einfamilienhaussiedlungen, die zwar meist noch unbewohnt sind. Ganze Reihen von zweistöckigen Geschäftszeilen entstehen, sie sind alle noch zu vermieten. Wahrscheinlich investiert der Staat in die Wohlstandsentwicklung des Landes.
Der Sultan von Terengganu begrüsst uns vom riesengrossen Plakat bei der Einfahrt in sein Reich. Riesige Schulgebäude, beim Eingang ins Dorf der überdimensionierte Sultanspalast, den man leider nicht besichtigen kann. Wir stellen das Auto in der Nähe des Basars ab und müssen wieder einmal vor dem Regen flüchten. Im Basar gibt es so viele fremde Sachen, wir haben keine Ahnung für was diese gebraucht werden. Manchmal frage ich – also Fischcake würde ich nie mehr essen, wenn ich diese grauen dünnen Würste gesehen habe. Igitt.
Das war eine Nacht, Fenster auf, Fenster zu, es hat bestimmt 100 Mal geregnet. Urs hat mitten in der Nacht einen Blutegel am Bein entdeckt, was für eine Aufregung und erst die Sauerei auf Leintuch und Decke. Es regnet immer noch, das Frühstück müssen wir drinnen essen. Das Wetter ist nicht in Sonntagsstimmung. Unsere Fahrt durch den Taman Negara NP fällt ins Wasser und wird vom Nebel umhüllt.
Grünes Dickicht von Bäumen, Palmen, Bananenstauden und dicken Bambusstängeln umgibt uns. Wir sehen zwar gelbe Elefantentafeln, doch bei diesem Regen haben sie sich bestimmt unter ein Blätterdach verkrochen. Auf der Strasse nach Norden ist plötzlich die Brücke nicht mehr da, abgebrochen und den braunen Fluss hinuntergespült. Ein kleiner Bub mit Regenschirm verständigt sich mit seinem Gegenüber, wir müssen warten. Eine Behelfsstrasse ist dem Ufer entlang gelegt worden, erst steil abwärts und dann steil den Hang hinauf. Bevor wir wieder auf die Strasse können, ist uns ein Eisenrohr, das als Querbalken dient, im Weg. Keine Chance, da untendurch zu kommen. Eine Aufregung und eine lange Schlange wartender Autos entsteht. Zum Glück steht ein Lastwagen in der Nähe, der fährt in die Nähe der Eisenstange, damit ein paar Männer diese zur Seite schieben können. Es ist gut gegangen, wir können durchfahren und blockieren den Verkehr nicht noch länger. Es geht den Berg hinauf, bis 1040 Meter über Meer. Paul muss schnaufen. Am Strassenrand sehen wir immer wieder ein paar bis über die Ohren vermummte Männer, die das Gras mit einem Rasentrimmer schneiden. Keine schöne Arbeit. Und wir fahren und fahren, immer weiter. Wieviele Stunden sind es wohl schon? Die Möglichkeiten, einen Nachtplatz zu finden sind sehr spärlich. Endlich sehen wir die Einfahrt zu einem Kiesplatz.
Hier hätten Häuser entstehen sollen, die Fundamente sind schon gesetzt. Eine perfekte Unterkunft für uns allein …. und die Sonne scheint wieder. Das erste Mal, dass die Stühle in Asien nach draussen kommen.
Die Gummibaumplantagen wechseln sich mit den Palmen ab.
Wir nehmen eine kleinere Strasse Richtung Meer, hier sind viele Reisfelder angelegt, doch die meisten sind verdorrt oder abgebrannt. Es scheint keine Zeit für den Reisanbau zu sein. Wahrscheinlich eher zur Regenzeit.
Uns fallen die blau-weissen Prunkbauten der Polizei und die rot-weissen der Feuerwehr auf. Gigantische, für unsere Vorstellung überdimensionierte Gebäude. Dieses Wochenende ist das Chinesische Neue Jahr. An vielen Orten feiern die Familien zusammen. Zelte sind aufgebaut, oft mit Stoffbändern geschmückt, die feinen Gesellschaften haben sogar Hussen und Stoffmaschen an den Plastikstühlen. Sonst sehen wir nicht viel von den Festivitäten, ausser dass alle Läden geschlossen haben.
In Kuala Perlis wollen wir uns im Fährterminal nach den Fähren zur Insel Langkawi erkunden. Der vierte Versuch, an einem Schalter ein Ticket zu ergattern, ist dann erfolgreich. Nach einem Hin und Her, Vorweisen von Papieren, Versicherung, Pass etc. stellen sie uns endlich ein Billett aus. Wir müssen ein Ticket für einen Luxuscar, wie Mercedes, BMW oder Lexus, buchen. Doch immerhin nicht für einen Supercar wie Ferrari, Lamborghini, Bentley oder Porsche, die fast das Doppelte bezahlen. Und welche Ueberraschung, das Schiff geht heute Nachmittag um 15.00 Uhr – das heisst in einer Stunde.
Da haben wir aber Glück. Die Fähre ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, doch wenigstens schaukelt das Meer nicht so. Nach zwei Stunden auf dem Meer, vorbei an kleinen grünen, hügeligen Inseln, laufen wir in Kuah ein.