Ausgebremst.
Inmitten der grössten Rinderfarmen im Outback passiert es zum zweiten Mal: Urs drückt die Bremse bis zum Kamelteppich durch. In der Nacht kommt ihm die Idee, die Leitung mit Kettengliedern, Unterlagsscheiben, Schraube und Mutter abzuklemmen, damit die Bremsflüssigkeit nicht vollständig ausläuft.
Es folgt eine Fahrt von bremsenlosen 300 Kilometern. Verkehr ist nicht viel vorhanden, doch die Rinder können jederzeit in die Strasse latschen. Wir haben Glück, ein Viehtransporter mit drei Anhängern fährt vor uns und bahnt uns den Weg.
Gebremst wird mit dem Motor und der quitschenden Handbremse. Wir erreichen Mount Isa (wo wir schon im Mai waren) unfallfrei und sind froh, eine Toyota Garage vorzufinden. Da sind wir gut aufgehoben – meinen wir! In vier Stunden haben sie Zeit, den Defekt zu inspizieren und vielleicht sogar zu reparieren. Das Aufnahmeprozedere fängt schon gut an, – das Computerprogramm ist nicht für ausländische Fahrzeuge ausgerichtet. Um 14.00 Uhr sind wir zurück und das Kabarett beginnt. Vier Personen liegen unter Paul und beraten. Zuschauen dürfen wir nun nicht mehr, im Empfangsbüro wartet Kaffee und WIFI. Nach einer Stunde werden wir informiert, dass sie das Ersatzteil nicht an Lager haben, die Schwierigkeiten auch beim linksgesteuerten Auto liegen etc. Doch sie werden bei allen möglichen Lieferanten herumfragen. Jetzt schaltet sich auch die Kundenservicemanagerin dazu, zum Glück eine Deutsche. Sie vermittelt zwischen uns und Werkstatt. Es stellt sich heraus, dass die in Namibia eingebauten Luftfedern die Bremsleitung beschädigt haben. Eine passende Leitung ist unterdessen auch gefunden, doch jetzt fängt das Hin und Her erst an. Sie dürfen die Originalleitung nicht verändern, da sie so keine Garantie übernehmen können. Die Luftfedern dürfen sie nicht ausbauen, da das Fahrzeug so Schaden nehmen könnte. Was nun? Nach endlos langer Abklärung beim Werkstattchef und beim Manager können wir schlussendlich das Ersatzteil kaufen und sie verabschieden uns nach zweieinhalb Stunden Toyota-Garagen-Aufenthalt. Die Deutsche meint, dass Australien immer mehr amerikanische Normen übernimmt, über allem roules and regulations herrschen und niemand Verantwortung übernehmen will.
Wir sind einfach nur froh, mit einer Bremsleitung und Bremsflüssigkeit davon ziehen zu können.
Kulanterweise werden die Werkstattstunden nicht verrechnet. Immerhin etwas.
Am nächsten Morgen liegt Urs unter Paul, demontiert die Luftfedern und fädelt die Bremsleitung ein. Zum Glück ist er ein handyman, der solche Schäden fixen kann.
Von der Aboriginal-Occasions-Bremsleitung können wir uns nun definitiv verabschieden. Gott gebe, dass es hebe!
Hallo Ihr Lieben, Technik ist eine Wissenschaft für sich…Zum Glück seid Ihr gut angekommen und das ohne Bremsen:-) Urs wird das schon richten, er hat ja schon ganz anderes geschraubt und gehämmert. Haltet die Ohren steif und ich wünsche Euch gute Fahrt.
Alles Liebe
Nadine
Liebe Nadine
Ich staune über die Mechanik-Fähigkeiten von Urs. Er meinte zu Hause immer, dass er gar nichts über Autoreparaturen wüsste …. und siehe da, in der Not flickt der Zimmermann Bremsleitungen! Mit ein bisschen Fantasie lässt sich (fast) alles richten gell.
Einen wunderschönen, farbenprächtigen Herbst wünschen wir dir!