ANZAC Day

In Emu Park schlagen wir unser Nachtlager auf und erfahren von unseren Campingnachbarn von der Morgenzeremonie um fünf Uhr früh zu Ehren des ANZAC Days (ANZAC = Australian New Zealand Army Corps). Tatsächlich, bereits um 4.00 Uhr fahren  Autos, auf dem Campingplatz raschelt es, leise Stimmen sind zu hören. Um 4.45 Uhr machen wir uns auch auf dem Weg und staunen nicht schlecht, in einen Strom von Menschen zu geraten, die es zum Soldatendenkmal am Meer zieht. Stockfinster ist es noch, und immer noch mehr Leute kommen aus allen Ecken daher, die Parkplätze sind gefüllt, eine sonderbare Stimmung herrscht so früh am Morgen. Kinder sind auch dabei, ein Mädchen im Morgenmantel, das Pyjama schaut darunter hervor. Die Leute versammeln sich um das Soldatendenkmal, vor dem eine kleine, beleuchtete Tribüne aufgebaut ist. Um  5 Uhr wird das Licht gelöscht, es ist mucksmäuschenstill. Vier Soldaten marschieren unter Kommando zum Denkmal und stellen sich als Ehrenwache an jeder Ecke auf. Die Redner gedenken der Schlacht von Gallipolli (Türkei), die sich genau heute um diese Zeit zum 100. Mal jährt. Im ersten Weltkrieg haben sich Tausende Australier und Neuseeländer freiwillig bereit erklärt, ihrem Mutterland England im Krieg unterstützend zur Seite zu stehen. 8.000 Menschen haben mit ihrem Leben gebüsst. Darum wird seit 100 Jahren am ANZAC Day den Soldatinnen und Soldaten die Ehre erwiesen, die ihr Vaterland in einem Krieg unterstützt haben. Eine Frau singt ein ergreifendes Lied von Walzing Mathilda. Ein Trompeter lässt die feinen Töne eines Fahnenmarsches erklingen.  Am Horizont über dem Meer ist ein hellblaues-oranges Band zu sehen, das den Sonnenaufgang ankündigt.

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Auch wenn es um so etwas Unschönes wie Krieg, Vernichtung und Tod geht, ist es doch ergreifend, wie sich so viele Menschen zu Ehren der Soldaten einfinden und friedlich beisammen sind. Die Niederlegung eines Kranzes beendet die Erinnerungszeremonie. Erst als der Tag anbricht, sehen wir die vielen Männer im Anzug mit ihren Medaillen auf der linken Brust, wenn diese nicht ausreicht, ist auch die rechte Seite geziert.

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Durch unsere frühe Tagwache fahren wir aussergewöhnlich früh los und sind erstaunt über die Stille überall. Wo doch die Supermarkets fast rund um die Uhr geöffnet sind, sind die Parkplätze leergefegt, die Restaurants geschlossen, kaum Verkehr unterwegs. Der Tag des 25. April wird in Stille zelebriert.

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