Wasser überall

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Voller Reisefreude fahren wir in nördlicher Richtung, alles dem Meer entlang. Am Strassenrand wachsen büschelweise weisse Lilien – das wäre eine Freude für die Blumenläden zu Hause. Auf dem Highway verfolgt uns ein Lastwagen, immer wenn er überholt, hält er sein IPad in unsere Richtung. Wahrscheinlich dreht er einen Film von Paul! In Nambucca Heads treffen wir Renate und Stefan; die zwei Toyotas stehen in richtigem Einklang nebeneinander auf dem Campingplatz.

Am nächsten Tag startet unsere Entdeckungstour im Nymboy Binderai Nationalpark. Unsere Navigationsgeräte zeigen Mühe, den richtigen Weg zu finden. Ob das wohl diese Forststrasse ist? Sie ist sehr schmal und steil.

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Wir probierens, über holperige Wege bergauf, bis uns der querliegende Baum den weiteren Fortgang verweigert.

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Erst im Nachhinein merken wir, dass wir auf der falschen Fährte waren. Zwei Forst-Ranger fragen uns, ob wir uns verfahren haben. Wir verneinen, doch sie sind überzeugt, dass wir nicht mehr weiter wissen. Scheinbar haben sie so tief im Wald noch nie Touristen gesehen. Sie fahren uns vor und sind erst beruhigt, als wir uns auf der richtigen Strasse zu unserem Ziel befinden.

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Es gibt noch ein paar happige Wege mit Steinen und Löchern zu überwinden, doch schliesslich landen wir am Clarence River, auf einem idyllischen Zeltplätzchen. Zum Glück haben wir am Mittag Holz gesammelt, jetzt gibt es endlich einmal ein Lagerfeuer und die Würste von Fredl schmecken hervorragend.

Es geht weiter durch Hänsel und Gretels Wald. Lianen hängen von den Bäumen, alles ist dicht verwachsener Regenwald.

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Hellgrüne Baumfarne wachsen überall, dazwischen junge Eukalyptusbäume, die ihren herrlich würzigen Duft verströmen. Eine Strasse, die zwar eher einem Feldweg gleicht, heisst Plum Pudding Road. Wie die wohl zu ihrem Namen gekommen ist? Gegen Abend suchen wir den auf der Karte eingezeichneten Campingplatz vergebens – es bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Toyotas einen Waldweg hochkraxeln zu lassen und uns mitten im Buschland für die Nacht niederzulassen.

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Nur die Blutegel verfolgen uns etwas zu hartnäckig. In der Nacht zieht der Regen auf. Schon lange war ein Zyklon über Queensland angekündigt, der sich jetzt mit anhaltendem Regen auch in südlicher Richtung bemerkbar macht. Wir haben uns so auf die anspruchsvolle 4×4 Tour im Regenwald gefreut, jetzt müssen wir vernünftigerweise umkehren, denn das Hinweisschild spricht deutliche Sprache.

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Stattdessen statten wir dem Hippiedorf Bellingen einen Besuch ab. Scheinbar floriert hier das Geschäft mit dem Haschischhandel  wie sonst nirgendwo,- und das mehr oder weniger legal.

 

Der Nieselregen lockt allerdings nur ein paar Aussteigergestalten auf die Strasse, – das hübsche Dorf ist trotzdem einen Abstecher wert. Einmal mehr durchqueren wir Coffs Harbour, das eingebettet zwischen Meer und Bananenstauden liegt.

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Im Yuragil Nationalpark wollen wir einen Campingplatz direkt am Meer ansteuern, der nur bei Ebbe über den Sandstrand zu erreichen ist. Doch ein Flussarm liegt auch noch dazwischen.

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Wir waten durchs Wasser, beraten den Überquerungsweg und entscheiden uns vor allem wegen dem Salzwasser schliesslich dagegen. Wie gut dieser Entschluss war, macht uns erst der Ranger klar. Er kreuzt unseren Weg und erklärt, dass er die Leute für die zu erwartenden, heftig einsetzenden Regenfälle vorwarnt. Im schlimmsten Fall müssten wir einige Tage auf dem dann von der Umwelt abgeschnittenen Campingplatz warten, bis der Weg wieder passierbar wäre. Zum Glück sind wir nicht durch den Fluss gefahren. Die ganze Nacht schüttet es wie aus Kübeln, auch die aufgespannte Zeltplache mag den Regen nicht mehr auffangen.

 

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Alles ist feucht und auch in unserem Auto haben wir bereits zum zweiten Mal eine Überschwemmung. Ob das unser Parkettboden aushält? Wir können uns nicht erklären, woher das Wasser kommt. Daher beschliessen wir, weiter südlich zu fahren.

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Schon wieder in Coffs Harbour trennen sich die Wege von Renate & Stefan und uns. Sie wollen ihre restlich verbleibende Zeit in Australien möglichst optimal einsetzen und lieber nördlich reisen. Den ganzen Tag fahren wir durch Nebel und Regen in südliche Richtung. Endlich auf dem Campingplatz angekommen, entdecken wir schon wieder Feuchtstation im Innern unseres Zuhauses. Die Frösche würden sich bei uns sehr wohl fühlen! Bei strömendem Regen räumen wir alle unsere Verstauungskisten aus und verfolgen das Leck in unserer Wasserversorgung.

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Endlich, endlich finden wir den falsch sprudelnden Schlauch, der uns so Kopfzerbrechen verursacht. Mitten in unseren Aus-, Einräum- und Trocknungsarbeiten lernen wir Ruth aus Stäfa kennen.  Sie hat unser Schweizerkreuz auf Paul entdeckt und ist ganz aufgeregt, sich schwiizerdütsch zu unterhalten. 1958 ist sie nach Australien ausgewandert, sie lebt in ihrem Wohnwagen und zieht dem schönen Wetter nach. Im Sommer in die Höhe, im Winter in wärmere Gegenden und jedes Jahr ist sie erstaunt, dass sie den heissen Sommer gut überstanden hat. Letzte Woche hat sie von ihrer Cousine ein Couvert mit Lindenblütentee bekommen. Der Tee erinnert an ihre Jugend, als die Schüler von der Linde auf dem Schulplatz Blüten in einen Kissenanzug pflücken konnten.  Nächsten Monat wird sie 80 – was für eine unternehmungslustige Frau.

Wegen unserem Wasserproblem fahren wir zurück zu unserem «Hauptquartier» in Lisarow, um die Reparaturarbeiten auszuführen, bevor wir uns wieder auf Reisen begeben. Wasser von innen und aussen ist definitiv zu viel!

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