Gwafför
Wenn Urs mich Struppi nennt, weiss ich definitiv, dass ich nach einem Haareschneider Ausschau halten muss. Unsere Notfall-Scheren befinden sich im Paul und mit dem Nagelscherli sind allenfalls die Fransen zu schaffen. Auf unserem Weg vom Norden in den Süden haben wir genügend Zeit und wir machen einen Stopp in Okahandja. Ich bin die Testperson und Urs will unterdessen einen Besuch im Militärmuseum machen. Der Salon ist ein 50 Quadratmeter grosser Raum, jeder Plastikgartenstuhl ist besetzt. Fünf Frauen sind am Zöpfeln, eine Kundin lässt sich am einzigen Waschbecken die Haare waschen. Eine Kundin ist schon fast fertig, rund um ihren Kopf die gezöpfelten eigenen Haare – nein jetzt kommt noch mehr dazu. Haare am Meter an einem Band wird mit Nadel und Faden an ihre eigenen Haare genäht. Wenn das dann vielleicht in Stunden geschafft ist, werden auch diese Haare gezöpfelt und kunstvoll in die schon vorhandenen Zöpfchen eingefügt. Solche Sitzungen dauern stundenlang. Der Coiffeur im roten Fly Emirates T-Shirt zeigt mir die Haarschneidemaschine und ich erkläre ihm, nein, nein, nicht damit – nur mit der Schere. Er beginnt einfach und ich merke erst zu spät, dass er gar keine Schere besitzt. Oh nein – das darf nicht wahr sein. Ich sitze unter dem roten Frisiermantel, schwitze im Plastikstuhl und schaue der Sache echt skeptisch zu. Der Frisiermantel trägt schwarze Spuren, wird mit einem Klüperli zusammengehalten. Immer wieder werden meine Haare mit einem eckligen Besen im Gesicht abgewischt. Jetzt kommt er auch noch mit einem Tuch, das nach Gebrauch wieder auf der oberen Türkante deponiert wird. An der Wand sind Haken für vier Haarschneidemaschinen, darunter eine längliche Kartonschachtel, voll mit Ölflecken. Entsprechend riecht auch die Maschine. Urs ist inzwischen zurück, das Museum ist geschlossen. Er meint, dass ich unmögliche Grimassen geschnitten habe. In der Ecke ist ein Karton mit leeren Bierflaschen, daneben weitere Flaschen in allen Grössen und Sorten aufgeschichtet. Am Boden richtige Wollknäuel schwarzer Haare – das gibt mit meinen grauen dazu eine gute Aufmischung. Jetzt noch eine gelbe Flüssigkeit auf die Haare gespritzt, alles an den Kopf geklebt und zu guter Letzt eine Ladung Hairspray mit Lavendelduft. Zum Glück gibt er jetzt auf, mir kleben die Kleider am Körper, ich muss mich an der Sonne draussen wieder trocknen lassen. Jetzt ist die Reihe an Urs – da macht er es bedeutend schneller. Die Frau mit der Kopfwäsche liegt immer noch im Stuhl und lässt sich verwöhnen. Zum Glück waren wir bereits schon in Windhoek beim Friseur – so kann ich ihm den saftigen Preis, den er verlangt, ausschwatzen. Schlussendlich meint er, gib mir was zu willst. Ok – die Haare sind auf jeden Fall kurz.
Uups, gibts dazu auch ein aktuelles Bildli? Gottlob hat er Doris die Ohren stehen lassen….
Aber mutig von Doris, was man in Anbetracht des Kosenamens „Stuppi“ aber durchwegs nachvollziehen kann!
Also ab morgen Sonnenhut nicht vergessen, gäll!
Machts gut und liebe Grüsse aus der Helmishueb
Liebe Regula
Hier fällt man definitiv nicht auf mit Hut oder farbigem Kopftuch. Zum Glück ist es nicht ganz so schlimm und etwas Haargel von zu Hause habe ich immer noch für schaurige Notfälle.Das ist jetzt so einer …. oder sicher die nächsten paar Wochen. Und sie wachsen ja wieder. Wenn wir irgendwo im nirgendwo wären, würde es ja nicht so auffallen. Doch seit heute sind wir wieder in Windhoek und da geht es etwas gesitteter zu und her. Doch wir werden es überleben – das ist ja ein peanut, verglichen mit anderen Ereignissen.
Ganz liebe Grüsse
Doris & Urs
Hoi ihr zwei Hübsche,
hett gern e Foti vo eune Frisure gseh.Ha wieder emol ali Bricht gläse und mue säge,ihr mached da mega guet.Spannendi Bricht,schöni Fotene und mir sind eifach froh,das es eu immer wieder gfallt,wenns mengmol au schwierig isch.Hoff,da mit em Paul chunt guet use.Witerhin viel Glück und macheds guet.en Gruess au vo de OLMA.,isch schö-wie immer!Herzlichst Moni und Erwin
Liebe Moni, lieber Erwin
Ach ja OLMA ist auch noch. Schon wieder etwas, das wir verpassen. Und die Fotos von den Frisuren haben wir lieber nicht gemacht, wer weiss, ob uns da noch jemand kennt (nein, nein, so schlimm ist es auch wieder nicht).
Jetzt freuen wir uns riesig und hoffen immer fest, dass Paul am 27. Oktober im Hafen von Walvis Bay ankommt. Das wird ein Freudenfest geben. Danke für eure guten Wünsche und bitte esst eine Schmid-Bratwurst mit einem knusprigen Bürli auch noch für uns. Das wäre jetzt wirklich ein Festessen.
Ganz liebe Grüsse und geniesst die Herbsttage (hoffentlich mit etwas Ferienzeit)
Doris & Urs