Kunene River 4×4 Track
Wir wagen ihn – diesen als schwierig eingestuften Track zu fahren. Zeitvorgabe 10 Stunden für 97 Kilometer. Die Fahrt geht über Sandpisten, wechselt in Steinwege und führt durch Bachbette, gefüllt mit groben Steinen rauf und runter. Dazwischen Rivercrossings, ohne Wasser, dafür mit Treibsand. Zum Glück haben wir unsere Untersetzung, die immer wieder zum Einsatz kommt. Also ich könnte das nicht, doch Urs hat seine helle Freude daran. Eine grosse Schar Perlhühner wackelt über den Weg, bis wir unsere Kamera gezückt haben, sind sie bereits unsichtbar in den grauen Steinen getarnt. Mal führt der Weg direkt dem Fluss Kunene entlang, der die natürliche Grenze zu Angola bildet. Komisch, ein paar Meter weiter schon Angola zu wissen. Was hätten wir wohl dort erlebt, wenn die Durchfahrt möglich gewesen wäre? Der Uferlauf ist von Makalani Palmen und riesigen Laubbäumen geprägt.
Ein totes Stachelschwein liegt am Wegrand, ich bin noch versucht, ein paar Stacheln auszureissen, doch es soll in Frieden ruhen. Dann fahren wir immer wieder an verlassenen Himba Kraals vorbei. Zum Glück hat dieses Volk ökologische abbaubare Häuser, so verrotten Hütten und Zäune irgendwann von selbst, wenn sie weiterziehen. Wir müssen uns die Beine vertreten und schon stehen vier schwarze Kinder neben uns und fragen nach sugar. Sie bekommen ein paar Chrömli, Mandarinenschnitze und Wasser. Sie scheinen auch damit zufrieden zu sein.
Die Strasse wird immer steiniger – man glaubt es nicht, dass man da rauffahren kann. Hinten geht es natürlich ebenso wieder hinunter. Oft müssen wir aussteigen, Steine wegräumen oder den besten zu passierenden Weg zu Fuss erkunden. Der 4×4 Traum!
Nach so einem Abwärtshügel sehen wir auf der Ebene ein paar Schwarze, daneben ein Töff. Ein weisses Tuch auf vier Stecken zu einem Sonnensegel montiert. Wir halten an und erst da sehen wir den Töfffahrer an einen Stein gelehnt liegen. Der arme Kerl ist am letzten Hügel gestürzt. Er musste den steilen, steinigen Hang mit einem dreifachen Wadenbeinbruch hinunterrutschen. Seit 24 Stunden liegt er da und kann sich nicht bewegen. Sein Freund ist mit dem Töff am Morgen weitergefahren, um Hilfe zu holen. Er meint, dass der Helikopter sicher bald kommen wird. Er tut uns echt leid, doch die Schwarzen haben ihm Maisbrei in einem schwarz verrussten Topf, Ziegenmilch in einer alten PET Flasche und Wasser aus dem Kunene gebracht. Sein Bein ist notdürftig mit Stecken und T Shirt-Streifen eingeschient. Die Früchte und das Wasser nimmt er gerne an, leider können wir nichts Weiteres für ihn tun.
Auf der weiteren Fahrt müssen wir immer wieder an ihn denken. Da kommen auch schon ein Töfffahrer und kurz danach ein Pickup entgegen. Sie müssen ihn mit diesem Fahrzeug abholen und bei jedem weiteren Holper muss ich an den mühsamen Transport für den Verletzten denken. Schlussendlich kommen dann alle irgendwann in der Lodge an. Der Verletzte wird mit einem Kleinflugzeug ins Spital nach Windhoek geflogen. Der Kollege kommt bei uns vorbei und bedankt sich für die Hilfe. Er meint: «This two days was like to be in hell» – wir können ihn verstehen. Noch lieber wäre Urs mit Paul diese Strecke gefahren, doch es wäre an seiner Höhe gescheitert. Und die seitlichen Dornenbüsche haben an unserem Auto am Schluss merkliche Spuren hinterlassen.
Die Kunene River Lodge liegt idyllisch zwischen riesigen Bäumen. Auf einem sandigen Platz, direkt am Kunene River klappen wir das Dachzelt auf. Schwups kommen bereits die ersten Affen, ob es bei den noch unvorsichtigen Besuchern etwas zu stehlen gibt. Zwei einmeterlange Leguane streifen raschelnd die Uferböschung entlang. Ein Erdhörnchen kommt uns begrüssen – wir sind definitiv nicht allein.
Die Nacht ist extrem dunkel und ruhig. Doch was ist das für ein Brüllen? Ein Löwe? Ach nein, es ist nur die Kuh aus Angola, welche die Nachtruhe mit ihrem kehligen Muhen stört.
Hier ist das Vogelparadies. Ältere Herrschaften streifen durchs Camp, bewaffnet mit Feldstecher und Kamera inklusive Mega-Objektiven. Blau glänzen die Federn in der Sonne, papageiähnliche schwarze Vögel mit einer lustigen Federhaube fressen grüne Früchte vom Baum. Und Klacks, bekommt auch mein Laptop eine Ladung ab. Zum Glück erst halbverdaut. Am zweiten Tag wird es noch ruhiger, denn alle aus Lodge und Camping reisen ab. Aber erst nachdem sie seit sechs Uhr früh Reissverschlussauf und -zu-Manöver hinter sich haben. Das wäre ein Erfindergag – der lautlose Reissverschluss für Camper. Wir geniessen die Ruhe, bis die Affen wieder in den Bäumen turnen und auf unser «hau ab» mit Spucken antworten. Ganz abgebrühte Kerle.
Am Abend unternehmen wir eine Sundowner Fahrt mit dem Boot bis zu den Stromschnellen. Ein paar Krokodile geniessen im Sand die letzte Abendsonne. So warm es auch ist, also definitiv kein Bad im Fluss. Wir machen sogar noch einen illegalen Grenzübertritt nach Angola, die Luft schmeckt gleich! Eine traumhaft ruhige Stimmung, begleitet von der untergehenden Sonne und ihrem Farbenspiel am Himmel.
Lasst euch nur nicht von den affen beissen !! Das kann ganz arge entzündungen und sogar vergiftungen geben. Schaut ihnen nicht in die augen, denn das intepretieren sie als herausforderung. Wir mussten schon viele male, auf unseren safaris reissausnehmen um von diesen viechern nicht angegriffen zu werden. Aber trotzdem viel spass an dieser schönen natur. Liebs grüessli aus der herbstlichen schweiz käthi und max
Ihr Lieben
Eindrückliche Bilder und Reiseberichte. Besonders gefällt mir euer gemeinsames Foto mit den grossen Bäumen. Bin froh, euch so zu sehen!!!
Lieber Gruss
Theodora
Liebe Theodora
Ja so gemeinsame Bilder sind rar. Wiederum sind wir oft die einzigen auf den Campingplätzen – wir lernen die Zweisamkeit :-)! Und noch kein einziges Mal konnte ich Urs zum jassen bewegen. Er meint immer, wenn es dann mal regnet. Doch darauf müssen wir wohl noch lange warten. Zum Glück geht uns der Lesestoff nicht aus und die Reiseerlebnisse sind ja auch voller Unterhaltungswert.
Ganz liebe Grüsse
Doris & Urs
Nachdem mir 2 Beitrāge durch eine kleine Fehlmanipulation ins Nirwana abgetaucht sind, ein dritter Versuch…
Hallo Namibia! Hallo ihr zwei
Danke fūr eure tollen Reportagen. Namibia wāre definitiv mein erstes Reiseziel in Afrika!!! Im Moment wird vom Fernsehen ein wunderschōner Beitrag ūber die Namibs, die Wildpferde der Wūste Namib, ūbertragen… Unglaublich harte Lebensbedingungen. Und letzte Woche ūber die schōnsten und interessantesten Orte dieses aussergewōhnlichen Landes. Ich bin hin und weg! Die vielen Parks, die riesige Vielfalt an Tierarten, die Schōnheit der Natur, die Himbas, Salzsalinen und eine Meeresfauna zum Staunen. Da mōcht ich hin! Ob Rōby wohl mitkommen wird…?
Herzlichst aus Staad
Liebe Esther
Das ist eine gute Entscheidung für deine nächste Reisedestination. Namibia ist wirklich das ideale Reiseland, so viele unterschiedliche, wunderschöne Naturlandschaften, Leute, Afrika pur oder gemässigt und die vielen Tierentdeckungen – alles auf kleinem Raum zusammen (ja, ja dazwischen liegen noch einige hundert Kilometer, doch gut zu befahren). Wenn du warten kannst, bis wir zurück sind, werden wir Röby gemeinsam überzeugen. Wirklich, das würde ihm auch gefallen. Fang doch schon mal an mit den Überredungskünsten ….. gut Ding will Weile haben. Man kann auch gut mit dem Schiff anreisen!
Schöne Herbsttage und liebe Grüsse
Doris und Urs