Auf Pad

Endlich können wir unseren kleinen Toyota gegen einen grösseren tauschen. Voll ausgestattet, mit allem, was man unterwegs so braucht. Erst später merken wir, dass wir mit minimalster Ausrüstung auskommen müssen und wir mit ausgemustertem Material unterwegs sind. Es geht auch so!

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Die ersten drei Tage verbringen wir mit Ina, Rene und Julie (die wir durch die Vermittlung von Laura in Windhoek kennengelernt haben) bei Freya auf ihrer Farm in der Nähe von Omaruru. Wir geniessen die Tage in Gesellschaft, lachen viel und wir werden wie in einer Familie aufgenommen.

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In Omaruru findet über das Wochenende ein Künstlertreffen statt. In wunderschön renovierten Häusern sind Bilder und Schmuck ausgestellt, im Garten hängen Quilts in kunstvoll zusammengestellten Mustern.

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Vor dem Ortsmuseum, früher das Missionshaus, führen Kinder Tänze auf, im Biergarten des Hotels spielt eine Marimbo Band heisse Rhythmen. In einem idyllischen Privatgarten mit Sukkulenten und verspielten Schattenplätzen stehen verschiedene Kunstobjekte, viele aus Natur- oder Secondhand-Materialien. Kunst macht erfinderisch.

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Die Bar unter einem schattigen Riesenbaum verlockt zur Bierpause. Und überall hört man deutsch – und die meisten Leute kennen sich, es ist eine ländliche Gegend. Im späteren Nachmittag wird der Pickup beladen, wer innen keinen Platz findet, klettert hinten auf die Ladefläche und die Fahrt durch die Farm auf sandigen Wegen beginnt. Doch der Blick immer geradeaus, denn oft müssen wir einem Busch ausweichen, und die sind hier alle voller kräftiger Dornen. Immer wieder begegnen wir Kudus oder sehen riesige Löcher im Sand, welche die Erdschweine ausgebuddelt haben. Der Toyota kraxelt einen Steinberg hoch – nein das ist nicht zu schaffen – doch wir landen auf der Kuppe.

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Ein idealer Platz für den Sundowner. Herrlich, diese Weite, die Stille und das laue Lüftchen, das einem um die Nase streicht. Was muss das für ein freiheitliches Gefühl sein, wenn einem ein solches Stück Land gehört. Doch wir hören auch von den Sorgen einer Rinderfarm, den mässigen Regenfällen, über die Verbuschung der Weideflächen und den nagenden Spuren, welche die ersten Farmer mit ihren europäischen Ideen zurückgelassen haben.

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Bevor wir am Montagmorgen weiterreisen, fahren wir mit Freya zum Nachbarn, einer Gamefarm, um das bestellte Fleisch abzuholen. Jeweils am Montag und Freitag bekommen ihre Farmangestellten je zwei Kilo Fleisch als Lohnbestandteil.

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So verpacken wir rund 70 Kilo Fleisch in handliche Päckchen, die dann in die Kühltruhe wandern. Nun machen wir uns auf die Reise nach Swakopmund. Die Meeresbrise kühlt die Luft ab und wir packen uns rasch in eine Jacke. Das Städtchen am Meer mit vielen schön renovierten Häusern strahlt Gemächlichkeit aus. Viele Touristen streifen durch die Strassen, entsprechend sind auch die Läden ausgerichtet. Afrikanische Kunst, die auch in unsere Häuser passt – schade, ich brauche (im Moment) nichts.

Unser Weg führt nach Solitaire in den Süden. Nach einer endlos langen Strecke, die wie eine Mondlandschaft aussieht, kommen endlich wieder Berge in Sicht. Wir befahren den Kuiseb- und Gaubpass – alles ungeteert. Jedes Fahrzeug hinterlässt eine riesige Staubwolke und ist schon von weitem zu sehen. Und wir gewöhnen uns an den Puderzuckerüberzug im Heck des Autos – allerdings weder weiss noch süss. Der Canyon im Kuiseb fällt steil hinab, rote, zerklüftete Felswände mit geheimnisvollen Windungen. Wir müssen wieder an das Buch «Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste» denken – was die zwei Männer da wohl alles ausgestanden haben. Erinnerungen an unseren Picknickplatz vor Jahren tauchen auf, als wir das Bachbett des Kuiseb durchfahren.

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Solitaire ist auf der Karte als Ort eingezeichnet, doch mehr als eine Lodge, ein Campingplatz, ein Café, ein Krämerladen und eine Tankstelle ist nicht vorhanden. Doch immerhin können wir wieder Diesel auffüllen. Bei den langen Strecken, die in Namibia zu fahren sind, und den spärlich vorhandenen Tankstellen ist das immer wieder eine Beruhigung, mit vollem Tank unterwegs zu sein. Wir steuern das Camp Gecko an, denn Urs hat von einem Schweizer gelesen, der hier handgefertigte Messer herstellt. Oh je – er ist gerade in der Schweiz, doch immerhin können wir schon etwas sondieren, ob das für das Geburtstagsgeschenk von Urs auch passt. Wir übernachten auf dem Hilltop mit wunderschönem Ausblick über die endlose Weite der Steppe.

Ein herrlicher Campingplatz, für die Dusche heizen wir erst das Donkey ein und haben in kurzer Zeit wunderbar warmes Wasser.

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Der Wind weht fast unser Zelt vom Autodach und wir sind wieder einmal froh, um die zusätzlich bestellte Wolldecke. Und so ist klar, dass wir im Oktober nochmals hierher kommen.