Vier Wochen in Windhoek
Über die Entstehung des Ortsnamens von Windhoek existieren verschiedene Geschichten. Windhoek – windige Ecke scheint uns treffend. Auf 1654 m über Meer liegt die Stadt mit 400‘000 Einwohnern, sie ist umgeben von den Auas- und Erosbergen (die in unseren Berg-Vorstellungen eher Hügeln gleichen).
Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 15 bis 25 Grad (welch angenehme Vorstellung!). Regen fällt – wenn überhaupt – in den Monaten Januar und Februar. Seit wir hier sind, haben wir allerdings schon zwei heftige Gewitter erlebt. Jetzt ist richtig schön Frühling, die lila Jacaranda beginnen zu blühen, weisse Jasminblüten duften parfumreif und sattrote Bougainvilleen bestechen durch ihre Farbenpracht.
Die Hauptstadt von Namibia ist recht übersichtlich, im Stadtzentrum einige Sehenswürdigkeiten, die zum Teil noch den Überresten der deutschen Kolonialzeit entstammen.
Die prächtigen Villen, Glaspaläste und Swimmingpools in den stadtnahen Bezirken liegen hinter hohen, unüberwindbaren Mauern, die zusätzlich mit elektrischen Drähten oder scharfem Stacheldraht gesichert sind. Die Regionen heissen Klein Windhoek, Ludwigsburg, Eros, Hochlandpark und so weiter. Doch keine paar Kilometer weiter entfernt sind die Blechhütten und Townships zu finden. Die Südafrikaner, welche die Deutschen im ersten Weltkrieg als Kolonialmacht abgelöst haben, setzten auch in Namibia rigorose Apartheidspolitik um. In Katutura – einem Stadtteil von Windhoek – leben über 200‘000 Schwarze, die ab 1960 bis 1967 zwangsmässig hierher umgesiedelt wurden. Die Inoffiziellen nicht mitgezählt. Katutura heisst in ihrer Sprache «Der Ort wo wir nicht leben wollen». Die weissen Herren haben diesen Vorschlag akzeptiert, ohne dessen Bedeutung zu wissen. Wie in allen Townships herrschen auch hier Arbeitslosigkeit, Überbevölkerung durch Zuwanderung, Wohnungsnot, die sich in wilden Siedlungen niederschlägt, schlechte Lebensbedingungen und dadurch Kriminalität. Wenn man sich im Zentrum von Windhoek bewegt, ist davon (fast) nichts zu spüren. Mein Schutzengel steht mir bei, als ich einem Impuls folgend meine Tasche umdrehe und der Dieb hinter mir erst den Aussenreissverschluss öffnen kann. Mein Handy bleibt drinnen und Urs wird recht wütend auf die zwei reissaus nehmenden Typen. Ich werde noch vorsichtiger sein. Doch warum sehen wir keine weissen Zimmermädchen, keine weissen Kassiererinnen, keine weissen Fast-Food-Mitarbeiter, keine weissen Taxi-Fahrer? Und nirgends wo anders haben wir so viele 4×4 Fahrzeuge in den neuesten Ausführungen gezählt, sauber herausgeputzt und startklar für die Fahrt in den Busch, 98 Prozent der Fahrzeuge in strahlendem Weiss. Irgendwie geht das Schwarz und Weiss immer noch nicht auf.
Das monströse, gigantische Unabhängigkeitsmuseum ist erst im März dieses Jahres, nach undefinierbaren Bauverzögerungen und uferlosen, streng geheimen Baukosten, eröffnet worden. Die Koreaner oder Chinesen sollen diesen Bau erstellt haben. Was erhalten sie wohl als Gegenleistung?
Auf drei Etagen erfahren wir von den Kämpfen der Schwarzen, den Herero- , Nama- und Ovambo-Aufständen, den deutschen Schutztruppen, den Besatzungsmächten der Südafrikaner und den Revolten der SWAPO. Die Unabhängigkeit bekommt Namibia erst am 21. März 1990. Der erste namibische Staatspräsident Sam Nujoma ist allgegenwärtig vertreten.
Erst im Nachhinein lese ich über ihn, dass auch er halt «nur» ein afrikanischer Staatsherr mit all seinen Schwächen wie Macht-, Geldgier, Korruption und Misswirtschaft ist. Neben diesem Bauwerk schrumpft die Alte Feste, als Bollwerk der deutschen Schutztruppe Anfang des letzten Jahrhunderts gebaut, gerade zu einer Pferdebaracke zusammen.
In Klein Windhoek wo wir wohnen, findet jeden Samstag der Greenmarket statt. Farmer, Kleinkunsthandwerker, Gemüsebauern, Kuchenbäckerinnen bieten hier ihre Waren an. In diesem Stadtteil wohnen sehr viele Namibia-Deutsche und so herrscht ein buntes Sprachgewirr von deutsch – afrikaans – englisch. Es ist auch Treffpunkt von Freunden, denn unter Sonnenschirmen bekommt man belegte Brötchen, Kuchen, Kaffee. So ist für das Morgenessen gerade auch schon gesorgt.
Der Dialog von zwei Farmerinnen:
«Ich komme dich demnächst wieder einmal besuchen, wenn ich in der Nähe bin.»
«Ja das wäre schön, nächste Woche gibt es bei uns kleine Zicklein.»
«Hat deine Kuh schon gekalbt?»
«Ja ein Mädchen.»
….. und die Frau strahlt unter ihren silbergrauen Haaren, hübsch zu einem Pfürzi gebunden, über beide Backen.
So ist immer am Samstag unser Kühlschrank wieder gut gefüllt mit allerhand leckeren Sachen. Letzte Woche gabs grüne Spargeln mit Sauce hollandaise. Hat schon mal jemand eine Sauce hollandaise in der Bratpfanne zubereitet? Man wird erfinderisch mit zwei Pfannen – sie hat auf jeden Fall gut geschmeckt, trotz Zwischenfall mit Daumenschnitt.
Ein paar Kilometer ausserhalb von Windhoek beginnt die Dornbuschsavanne mit ihren honigbeigen, verdorrten Grasbüscheln, den Kameldornbüschen, die bereits erste aufbrechende gelbe Blüten, ähnlich den Mimosen zeigen, den mit wollenen, weissen Pompons bespickten Dornakazien.
Auf unserem Ausflug in den Daan Viljoen Game Park begegnen uns ein paar Affen, eine Kudu-Kuh, die am Schatten liegt und einige Warzenschweine, die schnüffelnd nach Essbarem suchen.
Ein Straussenpaar kreuzt unseren Weg. Vorweg in majestätischen Schritten im grauen Rock die Frau, ein paar Meter weiter hinten im schwarzen Gewand der Mann. Sie sehen schon etwas mysteriös aus mit dem langen Hals und dem verhältnismässig kleinen Köpfchen. Dafür ist der Schnabel umso grösser.
Jetzt freuen wir uns auf neue Tierexpeditionen, – ab Freitag sind wir auf «Pad», mit unserem gemieteten Toyota Hilux und dem Dachzelt.
Hey ihr lieben, ja solche gemischten städte habe es in sich, was diebstahl anbelangt. Gerade gestern haben sie im tv gebracht, dass in barcelona am meisten taschendiebstähle vorkommen. Man kann einfach nicht genug aufpassen. Wir hoffen,dass ihr euch im neuen wohnmobiel auch so wohl fühlt wie im paul. Wir wünschen
Euch schöne safari und viele schöne neue eindrücke. Passt gut auf euch auf.
Bis zum wiederlesen dicke knuddel und dicke schmatz wünschen euch käthi und max euch
Danke Käthi und Max für die Safariwünsche ….. wir erleben wunderbare Natur an der Grenze zu Angola und hier ist auch wieder ursprüngliches Afrika. Stellt euch vor, gestern haben wir sogar vier Appenzeller getroffen, was für eine Freude mitten im Busch.
Sonst geht es uns gut, die Zeit geht auf einmal rasch vorbei.
Herzliche Grüsse in die Herbstschweiz
Doris & Urs
Halli hallo Ihr Lieben, von Herzen gute Besserung. Ich hoffe, es geht aufwärts.
Bei Euch läuft ja mehr als bei uns :-).
Ich drück Euch die Daumen für Paul und geniesst Namibia, es soll sehr eindrücklich sein.
Viel Gelassenheit und unbeschwerte Stunden.
Nadine
Liebe Nadine
Alles ist wieder im grünen Bereich. Urs mag wieder Bier trinken! und dann ist es schon mal wieder viel besser. Wir sind auf dem Weg in den Caprivi Zipfel und freuen uns auf Tierbeobachtungen dort. Von der Hitze könnten wir gerne noch in die sicher schon herbstliche Schweiz abgeben, doch wir geniessen sie jetzt solange wir so von der Sonne verwöhnt werden. Mit Vogelgezwitscher aufzuwachen und dann gleich vor dem Zeltfenster einen ganzen Baum voller Zwitscherer und den Sonnenaufgang zu beobachten ist doch nicht zu verachten oder?
Machs gut mit Schere und Kamm und liebe Grüsse
Doris & Urs