In Windhoek zu Hause
Nun sind wir schon fast zwei Wochen in Windhoek, Namibia und richten uns ein auf eine längere Wartezeit. Wir wohnen immer noch im selben Studio wie zu Beginn, denn die Suche nach einem schöneren oder günstigeren Angebot hat leider nichts hervorgezaubert. So behelfen wir uns mit dem was vorhanden ist: ein etwas düsteres Zimmer mit einem durchgelegenen Bett, ein kleines Badezimmer mit fliessend warmem Wasser, eine Kleinstküche mit Kühlschrank (wie in einer Minibar), zwei langsamen Herdplatten und einem Wasserkocher, einer harten Sitzbank aus Kunststoff draussen. Man gewöhnt sich an (fast) alles. So werden halt auch meinen Kochexperimenten Grenzen gesetzt. Hörnli in allen Variationen haben wir schon durchgegessen, immerhin mit allerlei Gemüse. Diese Woche habe ich noch eine Bratpfanne dazu gekauft, jetzt gibt es Abwechslung mit Spiegeleiern, Omelette oder Rührei. Abwaschen muss ich im Badezimmer, denn in der Küche gibt es kein Warmwasser. Jetzt werden die Tage schon etwas wärmer, wir spüren den nicht mehr fernen Frühling. Weiss blühende Schwarzdornbüsche sind überall zu sehen und auch die orangeroten Flammenbäume leuchten. Am Tag ist es angenehme 26 Grad warm und die Nachttemperaturen sinken nicht mehr in den einstelligen Gradbereich. Zum Glück, wir haben uns mit drei Decken aushelfen müssen, damit die Füsse im Bett doch warm geblieben sind.
Die erste Woche in Namibia war zwangsverordnete Ruhe, Urs ist mit einem vor Jahren aufgelesenen Virus und dann noch mit einer Grippe flach gelegen und ich als Krankenschwester und Teekocherin tätig. Jetzt mag er wieder essen und trinken! und wir können verschiedene Sachen in der Stadt erledigen. Wir haben ein Kleinauto gemietet und sind so flexibel, denn hier fehlt jeder ÖV. So haben wir schon jenste Handwerkerläden abgeklappert, haben eine Werkstatt gefunden, die an unserem Auto Luftfedern montieren würde, nur die Spanset-Gurten für das Ausladen der Box fehlen noch. Wir haben immer noch keinen Bescheid, wann Paul auf See geht und wann er überhaupt in Namibia ankommen wird. Immerhin ist von der Schifffahrtsgesellschaft nochmals die Nachfrage gekommen, in welchen Hafen nun definitiv verschifft werden soll. Kaum zu glauben, dabei ist das Auto nun schon seit zwei Wochen im Container.
Windhoek ist durch die deutsche Kolonialzeit um die letzte Jahrhundertwende in Vielem sehr europäisch geprägt. Auch zahlreiche Strassen tragen noch deutsche Namen oder Restaurants wie die Kaiserkrone, der Thuringerhof. Eine multikulturelle Gesellschaft von Schwarzen und Weissen ist auf den Strassen in der City unterwegs. Manchmal ist sogar noch eine Herero-Frau in ihrer farbigen Tracht mit dem rechteckigen, flachen Hut anzutreffen. Viele sind schick gekleidet, viele sind gut (zu gut) genährt, viele schwarze Frauen balancieren auf hohen Absätzen. Alles ist erlaubt. Es sind jedoch auch viele Touristen zu sehen, Birkenstock und Stadtplan verraten sie immer.
Zur Zeit lesen wir Bücher zur Gründerzeit von Deutschsüdwest und dann ist immer ganz spannend zu sehen, was sich nach über 100 Jahren daraus entwickelt hat. Wie muss es zu dieser Zeit ein karges Leben gewesen sein.
Nächste Woche werden wir ein bisschen die weitere Gegend erkunden, damit wir unsere Reiselust wieder erwecken können. Wie schön wäre es, mit Paul auf einem einsamen Campsite zu verweilen. Ja davon müssen wir wohl noch eine Weile träumen. Vorsorglich haben wir bis zum 20. September diese Bleibe verlängert. Denn viele Unterkünfte sind ausgebucht, das Reisefieber in Europa ist wohl wieder aktiv.
Liebe Doris lieber Urs,
Gespannt verfolgen wir euere Abenteuer. Wir können nachvollziehen, wie ihr euch fühlt ohne Paul, der euch über tausende Kilometer schlechter Strassen und Sandpisten ein treuer und zuverlässiger Begleiter war. Robust wie er ist, wird er sicher auch die Verschiffung schadlos überstehen. Bis zu seiner Ankunft wünschen wir euch einen schönen und erholsamen Aufenthalt in Namibia. Die Tierwelt dort soll ja fantastisch sein! Herzliche Grüsse aus Steinach, Jürg und Roswitha
Liebe Roswitha, lieber Jürg
Oh ja das hoffen wir. Nicht umsonst hat er so einen starken, erdverbundenen Namen erhalten. Wenn wir nur wüssten, was da los ist im Hafen von Cotonou. Die Madame hüllt sich in Schweigen.
Doch wir machen uns jetzt nicht verrückt damit, denn von hier aus können wir sowieso nichts bewegen. Heute haben wir dem Historischen Museum von Windhoek einen Besuch abgestattet. Nicht schön, was die Geschichte da zeigt ….. Doch auch damit muss die Nachwelt umgehen können.
Wir machen jetzt das Beste aus unserer Zeit und geniessen wahrscheinlich so eine Art Studentenleben (ohne Uni) …
Lieben Gruss an den Bodensee
Doris & Urs
Hello Windhoek/Namibia
Ferien von den Ferien, nennt man das… Zeit für euch, ohne (Zeit)druck den Tag anzugehen, herunterzufahren, sich umzugucken, auszuschlafen, die Ruhe geniessen. Nach den westafrikanischen Strapazen ist dies (gezwungenermassen, à la bonheur) genau das Richtige! Hie und da ein Bierchen, gell Urs. Seid gelassen und zuversichtlich! Es geht abwärts, im geografischen Sinne natürlich ;–) Namibia die Schöne, Südafrika, Sommer, Sonne… Davon können wir nur träumen. Tun wir auch! Ist auch alles was uns bleibt, mit diesem europäischen Sch…sommer 2015!
Herzlichst aus Staad, Esther
Liebe Esther
Oh ja das machen wir alles. Und seit Urs wieder Bier trinken mag, ist das Leben nochmals schöner. Wir entdecken Windhoek, haben immer noch was für die Küche zu assortieren und üben uns in Gelassenheit. Fast wie (Früh)Rentner, – wir nehmen jetzt mal eine Nase davon. So gehts dir dann auch bald :-)! Heute sind wir auf dem Gelände umgezogen, ins Palms5. Hier haben wir eine grössere Küche und draussen ein schöneres Gärtli. In Erwartung wärmender Frühlingstemperaturen freuen wir uns natürlich darauf, so oft wie möglich draussen zu sitzen. Am Sonntag ist Umstellung auf die Sommerzeit und so gewinnen wir eine Stunde Helligkeit, jetzt ist um 18.00 Uhr schon dunkle Nacht. Im Vergleich zum miesesten Sommer aller Zeiten bei euch ja immer noch der Himmel auf Erden. Wir geniessen es, so gut es geht ….
Ganz liebe Grüsse
Doris & Urs