Fast verhaftet!
Der erste Bericht von Urs – ich staune und gratuliere:
Da wir in Cotonou, Benin seit Tagen festsitzen (wegen den Visas, die wir nicht bekommen und der versuchten Verschiffung nach Südafrika), wird es mir ein bisschen langweilig. Habe heute vor, den Güterbahnhof von Cotonou zu besichtigen und zu fotografieren (in Benin ist es verboten, öffentliche Anlagen zu fotografieren). Ausgerüstet aber ohne Wasser (es gibt ja Bier in der Stadt). Zu Fuss gehe ich die vier Kilometer, alle paar hundert Meter hupt mich ein Töfflifahrer an: taxi, taxi…. Ich bin weit und breit der einzige Weisse, der zu Fuss geht und nicht in einem klimatisierten Auto sitzt. Zuerst gehe ich um den Bahnhof herum, mache ein Bild von der Einfahrtweiche durch ein Gittertor Richtung Bahnhof (er könnte ja gestohlen werden). Zurück zum Bahnhofgebäude, das sie gerade erweitern und renovieren, das zweite Bild. Auf der linken Seite sehe ich zwei Personenwagen, die sehen aus wie von der RhB.
Um sie besser sehen zu können, gehe ich ein paar Meter auf ein anderes Grundstück und das wird zu viel. Von hinten ruft einer, ich tue nichts dergleichen, er ruft immer lauter bis ich mich umdrehe. Er holt mich ziemlich sauer ab und weist mich an einen Tisch im Vorplatz auf den Stuhl, den ich nicht benützen will, weil ich gleich wieder gehe. Er spricht mit mir Amtssprache – französisch. Ich erkläre dem aufgebrachten Herrn, dass ich ihn nicht verstehe. Er versucht es in englisch, das ich auch nicht kann. Ich erkläre ihm, dass ich deutsch spreche und aus der Schweiz komme. Da lacht er mich aus weil ich keine Fremdsprache kann. Ich will ihm erklären dass ich Tourist bin und ein paar Fotos mache und ich in der Schweiz für die Eisenbahn arbeite. Darauf will er meinen Pass sehen. Als er die vielen Visas sieht, glaubt er das mit dem Tourist. Er stellt sich vor als der Chef der Bahnpolizei (ohne Uniform und von einer Schmalspurbahn). Ich muss in sein Büro (Abstellgerümpelkammer). Seine Uniform hängt sauber am Bügel, er zeigt mit dem Finger drauf. Er telefoniert (mit dem Handy – es gibt kein Bürotelefon) mit dem Generaldirektor der Eisenbahngesellschaft über mein Vergehen, da ich keine Genehmigung vorweisen kann. Der Oberkommissar will die Bilder sehen und ich muss sie alle löschen. Danach werde ich um ein paar Häuserecken zur Direktion begleitet. Dann wird beim Pförtner diskutiert (es sind Vier in der kleinen Kabine). Ich vorbei an der hübschen Vorzimmerdame, werde zum Vizedirektor und seiner Assistentin geführt. Sie hören sich die Geschichte an und haben keine Zeit für mich. Ich darf im Vorzimmer gegenüber der Dame Platz nehmen. Es sind noch sechs Männer(vielleicht Bähnler? einer trägt ein Supermarkt SPAR TShirt) im Raum und der Fernseher läuft. Ich sehe mich um, verstehe ja kein Wort. Der Raum ist vier Meter hoch, ein Diplom hängt drei Meter fünfzig hoch, damit es ja niemand lesen kann. Die Dame hat ein Pult, zwei Paar Schuhe drunter, ein dickes Buch, ihre grosse Handtasche und kein Telefon oder PC zum Arbeiten. Als ich mich am Raum sattgesehen habe, bittet sie mich zu ihr. Ich darf meinen Namen auf ein vorgedrucktes Blatt schreiben und weiter unten soll ich noch ausfüllen. Aber was? Ich schreibe Tourist und schiebe den Zettel zurück. Sie lächelt als sie den Tourist liest. Als dann endlich der Herr Generaldirektor auftaucht, bittet er mich in sein riesiges aber kaltes Büro auf die Polstergruppe. Ich denke, gleich gibt’s Tee. Er versucht es auch noch auf spanisch mit mir, ohne Erfolg. Er ruft einen zweiten Herrn dazu und sie erklären mir mit erhobenem Finger, dass ich nur von den Fahrzeugen und Gleisen Fotos machen darf. Ich werde zurück auf den Bahnhof begleitet und kontrolliert, bis ich fertig bin mit fotografieren. Solche langweiligen Bilder kann ich überall machen. Danach gehe ich essen und ein saftiges Bier trinken.
Super Urs, ich lese gerne mehr von dir:)
Was die wohl zu verbergen haben 🙂 ???
Wow, Urs, bin platt, aber macht das ganze interessant, weil man merkt, dich gibt’s echt auf diesem haarsträubenden Tripp.
Cool bleiben und das schöne daraus nehmen und in euch abspeichern.
Lieber Gruss
Theodora
Ihr lieben, das ist ja wieder ein erlebnis und das alles wegen ein paar geleisen und zügen….. sicher war in dieser zeit doris damit beschäftigt sich auf den nächsten reiserapport vorzubereiten, denn wen das so weiter geht, kann man fast nicht mehr festellen, wer geschrieben hat. Urs oder doris. Ihr beide habt ja echt versteckte talente. Hoffentlich kommt die regierung endlich zur einsicht, dass ihr nichts anders wollt, als weiter ziehen. Hoffentlich klappt es bald. Schön von euch zu lesen.
Umarmung muk
Nicht, dass ihr glaubt, ich werde noch Schriftsteller.
Werde für eine Weile keinen Kommentar mehr abgeben!
Ja hallo Urs – das ist ja wirklich auch ein sehr interessanter Beitrag von Dir – bitte
schreibe weiter so – das macht den Bericht so richtig bunt – Du und Deine Geleise und Bahnhöfe und Doris mit ihren Interessen – haltet noch durch in Cotonou, es zeigt sich ja eine Lösung ab – das ist eben alles abenteuerlich, mal im Hoch, mal weniger. Wir schlagen uns dafür mit einem scheusslichem Sommerwetter herum – ein Hochsommer schlimmer als ein Winter in Südafrika. Aber auch wir müssen es so nehmen wie es kommt.
Hoi Urs, „Ich denke, gleich gibts Tee“ … Da muss ich lachen, ganz ehrlich gesagt, i ha di nö nie gseh The trinke… 😉 du hast dich ohne grosse Fremdsprachenkenntnisse (diesmal von grossem Vorteil, denke ich…) ganz gut durchgeschlagen. Bin gespannt auf deine nāchsten Solotouren. Herzlichst aus Staad
de flug isch buechet – i cha etz kei soloture me mache, im fall s’nöchscht mol nöd so guet usgoht. schad!