Die Strassen von Benin

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Der Morgen ist grau und düster, Donnergrollen ist in der Ferne hörbar. Wir machen uns um 8.30 Uhr schnell auf den Weg. Urs meint noch, es spielt ja keine Rolle, wenn wir schon um 14.00 oder erst um 17.00 Uhr in Cotonou eintreffen. Es geht nicht lange bis es wie aus Gelten regnet. Reissende Bäche fliessen durch die Dörfer und die Holzkohlesäcke stehen in den Pfützen.  Die Leute sind auf einmal verschwunden, die Arbeit in den openair-Werkstätten ruht bei Regen. Wir fahren durch üppiges Grünland, es wuchert fast wie im Regenwald. Dazwischen scheinen graue, flache glatte Felsen durch, die aussehen wie schlafende Riesenelefanten. Und schon setzen sich die Löcher in der Strasse fort von gestern, da haben wir uns zu früh gefreut. Ein entgegenkommendes Auto knallt uns einen Stein an die Frontschreibe, wir haben ein Muster in63++ der Scheibe. Zum Glück hört der Regen im Nachmittag auf, eine Schar gelber Webervögel fliegt auf ihren Nesterbaum. SAMSUNG CAMERA PICTURES

Am Strassenrand bauen sie wieder ihr Verkaufsangebot auf: Orangen, Bananen, Ananas, Kokosnüsse, in Plastiksäcke abgefülltes gemahlenes Korn, ein Junge streckt uns eine Schlange entgegen, ein Jäger einen Hasen. Eine Unmenge Lastwagen kreuzt uns oder fährt in die gleiche Richtung wie wir. Vom Hafen in Cotonou muss alles ins Land gekarrt werden.

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Und immer wieder Autopannen mit zerfetzten Pneus, ratlosen Gesichtern, die unter die Motorhaube starren. Oder Container und ganze Lastwagen liegen im Strassengraben, schon seit einer Ewigkeit. Die Strasse wird immer schlimmer, bis sie nur noch aus Sandpiste besteht. Die Chinesen haben auch hier die Finger im Spiel, allerdings sehen wir nur einen Bagger und eine Walze. So kann es ja nicht vorwärts gehen.

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Auf einmal wird es chaotisch, die Parallelstrasse (auch eine rote Sandpiste), die als Umfahrungsweg für die abgebrochene Strasse dient, wird zur Rennbahn. Vierspurig fahren die Autos nebeneinander her, gefolgt von Töfflis, die manchmal vier Leute oder eine Unmenge von Packgut geladen haben.

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Dazwischen wieder Lastwagen, die nicht mehr weiterkommen und der Gegenverkehr rollt natürlich auch. Auf einmal sind alle ineinander verkeilt. Nichts geht mehr. Wir stehen auf der linken Strassenseite und müssten eigentlich durch einen Wall auf die rechte Piste gelangen. Doch das ist nicht mehr möglich. Die Sandpiste verwandelt sich schnell in eine glitschige Bahn. Und was die alten Autos alles geladen haben, manchmal sitzen 10 Personen im Auto, hinten den Kofferraum randvoll und wenn möglich auch noch den Dachständer vollgepackt. Eine Aufregung, ein Gedränge und Gehepe, alle ziehen die Schuhe aus, denn der Matsch ist überall. Auf einmal scheren ein paar Fahrzeuge links auf einen Feldweg aus, doch zuerst müssen sie noch einen Graben überwinden. Auch wir wählen diesen Weg, obwohl wir nicht wissen, wohin er führt.

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Immer das dritte Auto vor uns im Visier, denn der will in die gleiche Richtung wie wir, fräsen wir durch die Sandwege an Ananas-, Baumwoll- und Papayaplantagen vorbei. Es wäre noch schön hier, doch keine Zeit, wir müssen weiterrasen. Auf einmal geht auch hier nichts mehr, der Gegenverkehr ist auch hier eingetroffen.  Irgendjemand regelt den Verkehr mit einem Baumstamm als Sperre, wir rasen wieder los und endlich erreichen wir wieder die Strasse. Doch das Chaos hat sich nur ein paar Meter weiter südlich verschoben. Auf unserer Strassenseite geht gar nichts mehr.

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Zuerst muss ein riesiger Haufen rote Erde planiert werden – von Hand mit zwei Schaufeln. Dann hoppern die schwerbeladenen PWs darüber und bleiben natürlich stecken. Genug Leute zum Schieben sind schon vorhanden, doch wer will sich nach den Füssen auch noch die Hände schmutzig machen? Schlussendlich schaffen wir es wieder auf den rechten Fahrbahnstreifen, doch auch hier stockt alles. Die Fahrer sind recht aggressiv und drängen links und rechts vorbei. Bei den bereits vorhandenen Beulen spielt das ja auch keine Rolle. Nach ein paar Metern muss wieder die Fahrbahn gewechselt werden, ein Wassergraben, der mit etwas Sand und einem Pneu ausplaniert wurde. Die Autos hopsen und schaukeln über dieses Loch. Nun sind wir dran, das Haus schaukelt natürlich gefährlich hin und her, die Leute stehen auf dem Sandhaufen und beobachten das Ganze kritisch. Sie klatschen dann auch jubelnd, als wir auf dem anderen Streifen aufsetzen. Uff geschafft, doch jetzt geht die Fahrt über Löcher und was weiss ich was für Strassenverhältnisse weiter. Überall am Strassenrand stehen parkierte LKW, unter der Ladefläche haben sie bereits ihr Faltbett und ihren Kochtopf aufgestellt. Sie wissen um die Zustände dieser Strasse und werden vermutlich erst morgen weiterfahren. Es dunkelt bereits, als wir um 19.30 Uhr in Cotonou eintreffen. Das war ein Reisetag und da haben wir ein kühles Bier verdient. Erst am anderen Tag sieht Urs, dass ein Rücklicht abgeschlagen und die Autonummer nur noch an zwei Nieten hängt. Es hätte schlimmer kommen können!

K1024_Schaden