Missionstation in Benin
Die Nacht hat etwas abgekühlt, so haben wir gut geschlafen in unserem openair-Camp.Wir beginnen den Tag mit einer grossen Portion Rührei und Ananas (die zwar etwas sauer ist).
Der Grenzübertritt nach Benin verläuft problemlos. Zum ersten Mal müssen wir unseren Impfausweis den Männern im weissen Kittel zeigen. Beim Zollhaus schlafen sie ein bisschen, als wir eintreffen. Einer scheint das Carnet de Passage (sozusagen der Pass für Paul) zu kennen, fragt dann zur Sicherheit doch noch nach, was er jetzt machen muss. Ich will gerade wieder ins Auto einsteigen, ruft er mich nochmals zurück. Der Stempel ist nicht gut zu lesen, so leeren sie etwas Wasser ins rote, ziemlich ramponierte Stempelkissen und er unternimmt einen zweiten Versuch. Alles klar, wir können weiterfahren.
Schon bald treffen wir in Natitingou ein und haben Glück, die Missionsstation Paroisse de Sainte Bernadette rasch zu finden. Dort müssen wir ein Päckli für eine Schwester abgeben, das wir von Mali mitgenommen haben. Die vier Schwestern Ana, Jacqueline, Lydia und Ana Silvia freuen sich über Besuch. Etwas später kommen Carmen und Ely dazu, zwei Mädchen aus Benin und Togo, die schon lange hier leben und in der Ausbildung zu Schwestern sind. Sie sprudeln in spanisch, französisch ….. es geht munter zu und her. Ich bekomme ein Telefon von Sr. Sandra Luz (für sie ist das Päckli), sie lädt uns für morgen zum Mittagessen nach Boukombe ein.
Wir können das Auto in den Hof fahren und hier übernachten. Am Abend halten die Schwestern in der Kapelle im Haus die Messe ab, singen, beten, spielen Gitarre. Zum Znacht gibt’s Reis mit Bohnen und Eier an einer Tomatensauce, es schmeckt gut. Wir können Dusche und WC benützen und schlafen dann sehr müde in unserem Haus ein. Die Zeitverschiebung macht sich bemerkbar. Nach der Uhr von gestern läutet schon um 6.20 Uhr das Glöcklein zur Messe. Sie singen schon ganz munter. Aus der Dusche kommen nur noch ein paar Tropfen Wasser, so geht die Morgentoilette schnell. Zum Frühstück gibt’s Würstli an Tomatensauce mit Brot. Es wird viel gelacht am Tisch, nur schade, dass ich kein spanisch kann. Sie verabschieden uns herzlich und erklären nochmals den Weg nach Westen.
Etwas ausserhalb von Natitingou zweigt die Sandpiste nach Boukombe ab.
Es rattert wie auf Wellblech, es kommen uns nur noch Töffli entgegen. Die Leute am Wegrand schauen uns mit grossen Augen nach. Die Sandpiste wird von Steinbrocken unterbrochen, auf einmal Kurven und die Piste führt ziemlich abwärts. Es herrscht eine tropische Feuchtigkeit und wir fahren an fruchtbaren Feldern vorbei. Kleine Häuser aus orange-braunem Lehm, die in den Ecken höhere Türmchen haben, sehen aus wie Mini-Schlösser. Auf den Feldern sind sie wieder am Arbeiten – Sonntag hin oder her. Für die 45 Kilometer brauchen wir fast zwei Stunden und wir werden bereits vor der Kirche erwartet. So können wir noch die letzten Momente der Messe miterleben. Der Priester in einem wallenden knallgrünen Gewand über seinen weissen Unterkleidern scheint eine lustige Predigt zu halten, denn immer wieder lachen die Kirchenbesucher. Gewaltige Stimmen, begleitet von Combos und Rasseln , setzen zum Singen an – es wird geklatscht, getanzt, eine ausgelassene Stimmung herrscht in der Kirche. So fröhlich würden unsere Kirchen wohl auch gefüllter sein.
Die Schwestern Yudith, Sandra Luz, Alexandra und Deysi begrüssen uns herzlich. Vor der Kirche findet das Sonntagspalaver statt, alle begrüssen sich mit vier Küsschen, eine ungewohnte Herzlichkeit.
In ihrem Haus zeige ich ihnen die Fotos von Karangasso und wir erzählen von unserer Reise. Die Schwestern laden uns in ein nahes openair-Restaurant zum Zmittag ein. Zu sechst mosten wir uns in den Toyota Pickup. Unter grossen Bäumen essen wir Reis, Frites, Poulet, Fische, Gemüsesauce. Die Schwestern tragen immer ein afrikanisches Tuch mit sich, das sie auf den Stuhl oder in der Kirche auf die Bank legen. Nach dem Essen fahren wir zum 3 km entfernten College, sie demonstrieren uns den Tretbrunnen. Unser Rundgang geht weiter durch die Schulgebäude, den Kindergarten, das Internat, die Küche für die Schule.
In der Primarschule werden 231 Kinder vom Dorf und auch der weiteren Umgebung unterrichtet. Die Eltern müssen Schulgeld bezahlen, doch manchmal fehlt ihnen das Geld dazu. Den ärmeren Kindern aus dem Dorf ermöglichen sie, am Mittag gratis in der Cantina zu essen. 52 Kinder von weiter her können im Internat wohnen. 3 Mädchenzimmer mit je 6 metallenen Etagenbetten, 2 Knabenzimmer mit je 8 Betten. Die Etagenbetten der Knaben mussten auseinandergesägt werden, da sie damit immer Unfug angestellt haben und so schon Unfälle passiert sind. Auf den Betten liegen Schaumstoffmatten, einige von den Fingern durchlöchert. In der Wand sind metallene Kästchen in der Grösse einer Schachtel eingelassen, für die Utensilien der Kinder.
Vom Raum führt eine Türe zu den Duschen, da steht ein grosser Eimer Wasser parat, mit dem Kübeli als Dusche. Toiletten gibt es keine im Internat, sie müssen die der Schule benützen. Das Internatsgebäude wäre als zweistöckiges Gebäude konzipiert, doch den Geldgebern sind die Finanzen ausgegangen. Jetzt versucht Sr. Sandra Luz, ein italienisches Hilfswerk für die Baufortsetzung zu gewinnen. Auch sonst wären einige dringende Investitionen nötig. Sr. Yudith ist Directrice der Schule, Sandra Luz zuständig fürs Internat, Alexandra für den Kindergarten und das Haus, Deysi für die Katechetenausbildung in der Schule. So hat jede ihren eigenen Aufgabenbereich. Sandra Luz erzählt von den Schwierigkeiten mit den Kindern, dass sie absolut kein Verständnis haben, den Sachen Sorge zu tragen, immer geht wieder etwas kaputt. Sie müssen sehr viel Energie in die Erziehung der Kinder stecken. Zum Glück haben sie ein gutes Internatsehepaar.
Die Frau kocht auch für die Schüler und ihr Mann aus Togo hilft mit bei allen anfallenden Arbeiten (was scheinbar von einem Beninois nicht zu erwarten wäre). Wieder zurück erhalten wir im Haus des Paters, der nicht mehr hier wohnt, ein Zimmer mit einem Kübel Wasser. Hier hat kein Haus fliessendes Wasser und so duschen wir mit dem Kübeli.