Ouagadougou

Sehr nachdenklich verlassen wir nach vier Tagen die Missionsstation in Karangasso. Die Fahrt ist schweigend, wir denken zurück an unsere Erlebnisse. An die kleinen Erfolgsetappen, welche die Missionsschwestern mit unendlicher Geduld und kräfteraubendem Einsatz verbuchen können. Es gibt noch viel zu tun.

K1024_Abendstimmung im Camp

Der Grenzübertritt von Mali nach Burkina Faso verläuft problemlos, unterdessen sind wir uns an die mindestens drei Büros von Polizei, Grenzwache und Zoll gewohnt. An der Grenze zu Mali liegen sieben Polizisten mit schwarzlackierten Schuhen in den Liegestühlen unter einem Baum. Einer macht dann die Arbeit, die anderen reden vom Heiraten.

Das Grün von Mali setzt sich auch in Burkina Faso fort, die Felder sind allerdings nicht so gepflegt wie dort. Überall in den Wiesen hinterlässt der Regen wieder grosse Wasserlachen oder riesige Seen mit Seerosen. Hier ist das Land der Velofahrer, Mütter mit ihren Kindern auf dem Rücken, ein Kleines auf dem Gepäckträger klammert sich an sie fest, Männer in bunten afrikanischen Gewändern, kleine Buben auf dem Gepäckträger, da der Sattel für sie noch zu hoch ist. …. und auch noch ein Weisser! Wir halten im Schatten unter einem Baum und lernen Ron aus England kennen.

K1024_Ron und Doris (2)

Sein Ziel ist, alle afrikanischen Länder abzufahren, nun befindet er sich in Land Nummer 31. Ein verrückter Typ – unter http://www.fatkidonabike.com ist über ihn nachzulesen. Er schätzt das kühle Coke und die Schweizerschoggi und wir sind froh, wieder einmal einen Reisenden zu treffen. Beim nächsten Halt kommen zwei Buben aus dem Dickicht – sie stehen vor uns, verschränken die Arme vor der Brust, verneigen sich und sagen ganz scheu bonjour! Allerliebst.

Es ist richtig gut, dass wir (und die Muselmans) den Ramadan überstanden haben. An der Strasse rauchen wieder die Feuer für allerlei Grilliertes, die Stühle der kleinen Imbisslokale warten auf Gäste und in die Dörfer kehrt auch am Tag wieder Leben ein. Auf dem Land machen rostige, kaum mehr lesbare Blechtafeln auf die Gefahren von Aids aufmerksam. Ob das noch jemand liest?

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Wir landen in der Millionenstadt Ouagadougou – der Hauptstadt von Burkina Faso. Roller und Autos, Menschen und Velos – alles scheint unterwegs zu sein. Die Stadt ist nach dem Vorbild  von Paris in verschiedenen Arrondissements aufgebaut, gleich neben den geteerten Hauptstrassen zweigen gesandete Wege ab. Überall wird etwas verkauft, werden Geschäfte abgewickelt: die Bananen neben den Rollern, die Velopneus neben den BHs, Schmuck neben gegrillten Spiesschen.

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Wir suchen die Botschaft von Bénin und fragen uns mühsam durch: beim Reisebüro, im Hotel (wo wir den Code fürs Internet erfragen – Relace1982, ah nein Relaxe1982, nein doch nicht relaxe1982, nein der Zugang tut halt nicht im Moment, der Code lautet dann schlussendlich relax1982), im Internet, bei der Botschaft von Mali …. und finden sie schlussendlich. Zum guten Glück können wir auf das Visum warten, Frau Honorarkonsulin erledigt es innerhalb einer Stunde. Gleich um die Ecke muss Urs endlich wieder einmal seine Haare schneiden lassen – er sieht schon ganz wild aus. Doch der Coiffeur ist gerade am Füssewaschen, er muss in die Moschee, doch er will gleich wiederkommen.

K1024_Urs beim Coiffeur

Leider kann ich kein Foto von vorher-nachher machen, beide Frisuren sehen gleich scheusslich aus.

Auf unseren Strassenfahrten sehen wir nirgends einen vernünftigen Electronicshop, um unsere defekte Kleinkamera zu ersetzen. Wir haben die Idee, dass es bestimmt auf dem Flughafen einer so grossen Stadt etwas solches zu kaufen gibt. Wir werden enttäuscht – keine Läden, nur Metzgereien. Sehr berührt bleiben wir vor dem Zelt stehen, dass zum Gedenken der Opfer des Flugzeugunglücks vom 24. Juli 2014 aufgebaut ist, viele Blumen sind niedergelegt. Das Leben ist eine Gratwanderung.

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Die ungefähre Richtung unseres herausgesuchten Hotels wissen wir, doch dass wir gerade direkt dahinfahren, erstaunt dann doch. Im Les Palmiers in Waga (Kurzform für Ouagadougou) lernen wir die ersten Schweizer kennen: Monika und Martin. Sie leben seit zwei Jahren hier und lösen gerade ihren Haushalt auf. Martin hat seinen letzten Arbeitstag in einem deutschen Hilfswerk und nun machen sie sich mit dem Auto auf den Heimweg in die Schweiz. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen, tauschen Reiseerfahrungen aus und lachen viel. Richtig schön, den 1. August mit schwizerdütsch zu beginnen!