Regenzeit

Ich denke noch beim Wegfahren, dass es doch gar nicht so schlimm ist, während der Regenzeit auf Reise zu gehen.

K800_Grün nach der Grenze

Alles zeigt sich üppig grün, es spriesst , in kleinen Tümpeln wachsen Seerosen und die Natur ist eine Augenweide. Die Eselkarren mit der ganzen Familie drauf sind unterwegs auf die Felder. Die Leute jäten, hacken, säen, pikieren. Aus den Furchen in dunkelroter Erde gucken bereits grüne Halme. Mais gedeiht in unterschiedlichen Wachstumsstadien. Dicke Baobabs oder auch die in dieser Region heimischen Balanzan-Bäume – weisse Akazien – stehen mitten in den Feldern.

K800_Getreidespeicher

Alles ist munter am Morgen früh, Hühner gackern über die Strasse, Ziegenherden werden von den Buben zu den nahen Büschen getrieben oder Kuhherden ziehen mit den Hirten zu fressbaren Grasbüscheln. An der Strasse wird bereits das Verkaufsangebot ausgebreitet: orange-braune Früchte an den Stängeln zusammengeflochten, Literflaschen Benzin im Holzständer für die Töffli, eine frisch geschlachtete Lamm- oder Ziegenkeule hängt vom Baum herunter. Doch plötzlich wird der Himmel immer grauer, es wird dunkel wie beim Einnachten. Blitze zucken am Himmel. Dann öffnen sich die Schleusen, es regnet wie aus Kübeln, der Scheibenwischer mag fast nicht mehr nach. Innerhalb kurzer Zeit verwandeln sich die kleinen Vertiefungen zwischen den Feldern in braune Bäche, in den Äckern bilden sich riesengrosse Tümpel. Hoffentlich haben sie hier noch nicht angesät. Die Leute springen über die Felder zurück in ihre Häuser, auf einmal ist kein Mensch mehr zu sehen. Nur der Kuhhirt hat sich eine schwarze Plastikfolie über den Kopf gezogen. Esel, Pferd, Kuh und Ziege stehen wie begossene Pudel im Regen. Die Schafe suchen nahe der Hausmauer etwas Unterstand oder verkriechen sich mit den Hühnern unter einem Lastwagen.

K800_Schafhändler im Regen

Wir fahren nach Djenné, es soll dort eine schöne Altstadt und eine beeindruckende Moschee geben. Zuerst müssen wir noch den Fluss Bani überqueren. Die Fähre ist nicht mehr in Betrieb und wurde durch einen befahrbaren Damm abgelöst. Die Strassen in Djenné sind schmal, voller Löcher, Wasserpfützen und lehmartigem Untergrund. Und es schüttet immer noch. Natürlich gibt’s auch hier die berüchtigten guides und schon haben wir einen am Hals. Wir wollen etwas essen und natürlich kennt er die Empfehlungen aus dem Reiseführer. Es ist dann zwar nicht das, welches wir ansteuern wollen, doch wir bleiben dann halt doch da und essen eine Omelette. Der Touren-Guide, der Kunsthändler und die Souvenir-Verkäuferin treffen natürlich nach kurzer Zeit auch bei uns ein.

K800_Moschee

Nach ein paar Fotos von der Moschee, einem weiteren Abstecher zu seiner Mama, die einen Laden hat, verlassen wir Djenné so wie wir gekommen sind: bei Regen.

K800_Unter Wasser (2)

Im Nachmittag hellt es auf und die Leute strömen wieder auf die Felder hinaus. Auch die Tiere sind wieder unterwegs, knabbern am frischen Gras. Leider ist ein Huhn nicht so schnell wie wir. Frauen und Mädchen nützen die grauen Pfützen des Regenwassers, um ihre Wäsche zu waschen. Die Knaben kehren wieder an ihre alten, an der Strasse stehenden Tschüttelikästen zurück.

K800_Balzan Bäume im Wasser

Gegen Abend suchen wir unseren Nachtplatz, etwas versteckt von der Strasse hinter Büschen. Oh weh, da haben wir schlechte Karten gezogen, Urs sinkt mit Paul ein und steckt fest, und das ziemlich zünftig auf einem schönen hellgrünen Wiesli. Nichts geht mehr.

Paul und Sandblech

Es kommt etwas Hektik auf, die Schaufel Mio Garden leistet wieder gute Dienste, doch auch das hilft keinen Zentimeter aus dem Dreck heraus. Jetzt müssen die Sandbleche dran glauben. Riesige Lastwagen mit grosser Ladung fahren vorbei. Darauf sicher 40 schwarze Männer, die sich an der Ladung festhalten und so eine perfekte Aussicht auf unsere Misere haben. Wir winken, wahrscheinlich steckt schon etwas Schadenfreude in ihren Blicken – zur Recht.  Ich bin sehr! erleichtert, als die Beiden aus dem Dreck raus sind.

K800_Schöne Bescherung

Auf dem rotsandigen Untergrund ist es nicht mehr so nass. Jetzt hoffen wir einfach, dass in der Nacht kein Regen mehr fällt. Es ist zwar alles feucht  und nieslig am Morgen, doch wir schaffen die Auffahrt auf die Strasse. Jetzt kann ich nach der etwas unruhigen Nacht wieder aufschnaufen.