Dakhla

K1024_Wasserloch Westsahara

Bevor wir Dakhla, die letzte grössere Stadt vor der Grenze zu Mauretanien ansteuern, kaufen wir eine Stange Marlboro als Bestechungsvorrat – man weiss ja nie. Keine 10 Minuten vergehen und wir werden schon von der Polizei aufgehalten. Er erklärt uns, dass wir den Stopp des Checkpoints überfahren haben (obwohl er uns winkt). Mit einem Schreiber als Geschenk lässt er uns gnädigst passieren.  Gerade etwas nervenaufreibend, der süffisante Typ. Von jetzt an stoppen wir provokativ an jedem gendarmerie royale Schild, obwohl der Polizist meist noch weit entfernt ist.

K1024_Dromedar (2)

Die 330 km lange Fahrt ist ziemlich öde, manchmal ein paar Dromedare, zerfetzte Pneu säumen die Strasse, ab und zu ein paar einfachst zusammengeflickte Hütten, in denen Fischer wohnen. Eine Tankstelle und sonst einfach Steinwüste, mal flach, mal ragen Mini-Tafelberge aus dem Nichts. Als Abwechslung blitzt das Meer dunkelblau mit weissen Schaumkronen hervor. Wenige Autos kreuzen uns, ein Dromedarkopf fährt uns entgegen, er guckt neugierig aus dem Pickup eines Land Rovers. Ein Wegweiser zeigt zu einem Bohrloch – aha – da liegt also das Geld der West Sahara. Drei weitere Polizeikontrollen müssen wir bis Dakhla durchstehen. Dann wird die Gegend flach, weisser Sand und eine türkisfarbene Lagune – wie im Märchen. K1024_Weisser Sand (2)

Farbige KiteSurfer flitzen über das Wasser. Im Zentrum von Dakhla finden wir ein nettes Restaurant für einen späten Zmittag (mit WiFi) und fahren nachher zum einzigen Camping.  Da ists dann nicht mehr so lustig, alles verlottert, ein einziges WC, dessen Spüle nicht funktioniert, warmes Duschen muss man extra bezahlen, Strom gibt’s erst ab 20.00 Uhr. Trotz Meerblick bekomme ich den Koller. Es nützt ja nichts – durchhalten. Zum Znacht mache ich Tzatziki mit warmem Brot – wenigstens etwas. Der Wind bläst wie verrückt. Wir leeren den letzten Rest des Rotweinkartons von Spanien – jetzt ist aller Alkohol ausgetrunken! Am Sonntag fängt der Ramadan an – also müssen wir auch etwas dazu beitragen.

K1024_Moschee weit

Auch hier der uns inzwischen bekannte Ton:  es beginnt wie das Geräusch eines Töfflis – ein Pony von annodazumal, frisiert, mit Vollgas unterwegs. Wir müssen jedes Mal wieder lachen, – es ist der Ruf aus dem Minarett, das erste Wort «Allah» mit dem der Muezzin zum Gebet ruft. Hier sind noch keine Tonbänder in Betrieb, manchmal entsteht ein richtiger Singsang, wenn eine Moschee in Hörweite neben einer anderen Moschee steht. In diesem Land kann jeder eine Moschee bauen lassen, der das nötige Kleingeld in der Tasche hat. So kann es sein, dass auch in einem kleineren Ort drei bis fünf Moscheen zu finden sind. Für uns Nichtmuslime alle nicht zugänglich! Am Freitag wird das Mittagsgebet besonders zelebriert, ganze Horden von Männern wandern mit dem Gebetsteppich auf dem Kopf Richtung Moschee. Die «Messe» dauert lange, der Lautsprecher dröhnt auf Hochtouren, die Gläubigen sind in und auf dem Riesenplatz um die Moschee versammelt.

K1024_nach der Moschee (3)

Dakhla liegt auf einem schmalen Streifen, links die Lagune, rechts der Atlantik. In den letzten 30 Jahren hat sich die Bevölkerung verfünffacht, Ziel ist weiteres Wachstum. Auf der Atlantikseite haben sie bereits ein ganzes Areal ausparzelliert, die Strassenlampen (und das nicht wenige) und Stromversorgung sind schon parat. Doch daneben die Müllhalde, die elend stinkt. Wer wird hier wohnen? Die Regierung will in Dakhla (und damit in der Westsahara) weltoffene Präsenz markieren. Moderne Gebäude werden an allen Ecken erstellt, der Flughafen glänzt neu. Es sind mehr UN Fahrzeuge als Esel unterwegs, – doch schon hinter den Fassaden beginnen die engen Gassen mit den kleinen, dunklen Verkaufshöhlen und ein Ghetto wie überall.

K1024_Melonenverlad

Erst als ich hier seit langem wieder Bäume sehe, merke ich, wie ich das Grün vermisse. Ich denke an die saftigen Wiesen in der Schweiz, meine Augen wären gar nicht mehr gewohnt daran.

Nach unseren schäbigen Camping-Aufenthalten der letzten Tage gönnen wir uns ein Hotel mit Lagunenblick, essen Langusten zum Znacht und tun so, wie wenn wir in den Ferien wären. Ist das wieder einmal herrlich, unter einer richtig funktionierenden, warmen Dusche zu stehen. Es ist ein Auftanken für die nächsten Tage der Mauretanien-Durchreise.