Antoine de Saint-Exupéry

K1024_Spanische Festung

Cap Mar

Tarfaya – die Stadt mit 6000 Einwohnern – war einst spanische Kolonie und hiess Cap Juby, die Unabhängigkeit erhielt sie 1958 wieder zurück. Hier sprechen sie auch eher spanisch als französisch – eine sonderbare Mischung. Viele waren als Gastarbeiter auf den Kanarischen Inseln, bis sie die Euro-Krise wieder in die Heimat zurück verwies.

K1024_Eingang Museum

Ab 1926 flog Antoine de Saint-Exupéry als Kurier von Frankreich nach Senegal und machte stets in Cap Juby Halt. 1927 wurde er zum Standortvorsteher ernannt und er blieb einige Jahre. Hier verfasste er den Roman «Der Südkurier» und die Gegend inspirierte ihn zu seiner Erzählung «Der kleine Prinz». Einheimische sagen, dass der Mann in Frankreich geboren wurde, der Schriftsteller jedoch in Tarfaya. Das zweite Mal vor verschlossenem Museum muss ich zuerst einen Mann anrufen, der dann nach afrikanischen 10 Minuten aufschliesst. Ok – ist dann nicht so der Rede wert, doch interessant, wie die ganze Flugpost entstanden ist, wirkliche Pioniere am Werk waren und sich schlussendlich die Air France daraus entwickelte.

K1024_Museum

Wir fahren weiter Richtung Westsahara. Ein paar Kilometer von Tarfaya entfernt liegt das Wrack einer Fähre, vier Jahre war sie nach Fuerteventura in Betrieb, bevor sie sank. Da liegt sie nun seit 2008 und auch der Fährbetrieb ist ohne Schiff wieder eingestellt worden. Eine ganze Kolonie von Windhaspeln zeugt von zukunftsträchtiger,  erneuerbarer Energie, obwohl sich neben zu die Müllhalden türmen. Elementare Sachen wie Müllentsorgung oder überhaupt Müllsammlung ist noch nicht in den Köpfen verankert. Überall zeugen die weissen und blauen Fetzen Plastik davon, dass alles in den Wind geschmissen wird. Vor allem eine grössere Stadt wird immer mit Unmengen von Plastik und Müll angekündigt.  Eine komische Kontroverse. Die niederen, mit Dornen ausgestatteten Büsche sind natürlich auch ideale Plastikauffänger. Doch manchmal macht sich ein Dorf die Mühe, die Abfallsäcke, die gut verschnürt vor den Haustüren stehen, mit einem Eselkarren einzusammeln. In diesen Dörfern sieht es dann auch sofort viel gepflegter aus. Auf einem endlos langen Küstenstrich von sicher 1000 km sind auf Sichtweite immer Bewachungsposten stationiert. Im Norden noch mit einem netten rosaroten Häuschen, zwei Zimmer, türkisfarbige Eingangstüre, auf dem Dach eine Wassertonne. Südlicher werden diese Posten immer dürftiger, bis sie nur noch aus ein paar aufeinandergeschichteten Steinen, zusammengeflicktem Holz und Tüchern bestehen. Wer wird wohl hierher verdammt? Möglich, dass die ganze Küstenüberwachung mit dem erwarteten Angriff der Polisario zu tun hat, die ihren Anspruch auf die Westsahara irgendwann endgültig klar machen. In diesem Gebiet finden die Polizeikontrollen schon öfter statt: sie wollen wissen welche Nationalität wir haben, unseren Beruf, wohin wir reisen, ob wir als Touristen unterwegs sind, und manchmal auch noch ob wir Kinder haben. Einer meint zu Urs, dass er dann noch gut im Schuss ist, er hätte ihn auf 43 geschätzt! Und dann die unvermeidliche Frage, ob wir noch einen Schreiber haben und wie gute Leute die Schweizer sind. Heuchler!

Wie Geister huschen Sandwolken über die Strasse. Schilder warnen vor der Gefahr des Sandes. Riesengross türmen sich auf einmal Sanddünen direkt neben der Strasse, auch die Sicht ist ziemlich versandet.

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Die Häuser werden zu Hütten aus allen erdenklichen Materialien, die sie mit einem Spannnetz zusammenbinden, damit der Wind nicht alles wegbläst. Ein paar Schritte davon entfernt das «WC-Haus».  Wahrscheinlich sind es Fischer, die hier noch wohnen, denn ausser dem Meer und Sand gibt es nichts. Doch Strommasten und ab und zu eine Dromedarherde, die im kargen Gestrüpp nach Fressbarem suchen.  Überall Checkpoints der Polizei, plötzlich schon wieder einer, der uns aufhält. Oh je, wir sind zu schnell unterwegs und vom mobilen Radargerät fotografiert worden. 300 Dirham und einen A4seitenlangen Bussenzettel (der zweite nach meinem vergessenen Sicherheitsgurt). Die Strasse wird auf einmal breit und ist neu geteert. Irgendwie scheint Marokko die Hoffnung auf Einverleibung der Westsahara noch nicht aufgegeben zu haben. Seit 1991 besteht ein Waffenstillstand, den Marokkos Streitkräfte 2010 allerdings mit dem Angriff eines Lagers in der Näher von Laâyoune wieder gebrochen haben. Seither herrscht eine gespannte, unklare Situation. Doch die Bodenschätze (Öl und Phosphor) und die Fischvorkommen statten beide Seiten mit Geduld aus. Immer wieder staunen wir über die pompösen Einfahrten in die Dörfer und Städte.

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Im Nichts eine sechsspurige Einfahrtstrasse mit Strassenlaternen soweit das Auge reicht. Marokko setzt einiges in Gang, um diese unwirtliche Gegend aufzuwerten (und teert schon mal vorsorglich seine Besitzansprüche).