Kurzes Marrakech
Der Aufenthalt in Marrakech war etwas anders vorgesehen. Unsere Planung war auf ein paar Tage in dieser brodelnden Stadt ausgerichtet, vielleicht mit Übernachtung in einem Riad mitten in der Altstadt. Wir merken schnell, mit Paul da reinzufahren, wäre das reinste Verkehrsabenteuer. Und wo einen Parkplatz finden? Und ist dann noch alles dran, wenn wir wieder zurückkommen? Also fahren wir mit der Navette (einem Sammeltaxi, in dem wir dann allerdings alleine sitzen und auch alleine zahlen) vom Campingplatz die 14 Kilometer ins Zentrum.
Vor dem grossen, bekannten Platz – Djeema el- Fna – stehen die Kutschen mit ihren goldenen Verzierungen parat. Mehr Kutschen als Touristen und die Pferde müssen auch mal. Es stinkt also fürchterlich von Pferdepisse. Urs ist sowieso nicht für eine Kutschenfahrt zu haben – er meint, dass er ja erst gerade in Salzburg mit einem Pferd unterwegs war. Die Flötenklänge der Schlangenbeschwörer locken an und schwups hat Urs auch eine um den Hals. Der Typ macht Fotos mit unserer Kamera und will schlussendlich für sechs Fotos umgerechnet 30 Euros. Dem geht’s wohl nicht mehr gut! Doch er bleibt hartnäckig und gibt erst auf, als wir alle Fotos wieder löschen. Wir lassen uns im Souk durch die Gassen treiben und müssen immer wieder abwehren. Wir können ja nichts gebrauchen – also eine Hose für mich, zwei Hemden und ein Paar Schuhe für Urs sind es dann doch geworden. So ein Silberdekorationsteil für die Wand würde ich schon gerne kaufen – doch für welche Wand? In den Handwerker-Gassen ist es am interessantesten, wie sie mit einfachsten Werkzeugen Schönes herstellen. In der Essgasse verkaufen sie aus Töpfen weisse Bohnen, im Öl schwimmt etwas Süsses oder an kleinen Holzkohlegrillstellen legen sie Spiesse in die Glut. Die Schafwolle aus den Färbereien dämpft noch, sie kommt gerade aus dem roten Farbbad. Zum Leidwesen des Händlers kaufen wir im Stoffladen kein Tuch, obwohl Urs darin wie ein Tuareg aussieht.
Dafür finden wir eine schöne Patisserie und die Lust auf Süsses ist noch nicht abhanden gekommen. Also zwei Crèmeschnitten, natürlich nicht so gute wie vom Gschwend. Der Tag ist dann doch etwas nervig mit den Händlern, Führern, Geschäftetreibern, dass wir uns entscheiden, zu einem späteren Zeitpunkt ohne Fahrzeug hierher zurück zu kehren.
In Marrakech sind die Wände der Häuser meist in einem rötlichen Ton. Unser Fahrer erklärt, dass die Augen die rote Farbe besser ertragen, wenn im Sommer die Temperaturen auf 50 Grad steigen. Sie ist auch die Stadt der Palmen – sogar die Handyantenne ist mit einer künstlichen Palme getarnt.
Heute fahren wir gegen das Meer – darauf freue ich mich schon. Sand und Berge sind schön, doch das Meer gefällt mir schon am besten. Am Stadtrand von Marrakech stehen oder entstehen ganze Vorstadtsiedlungen – alle in schönem Rotton, mit Bougainvillea im Vorgarten. Ab 899 000 MAD (rund CHF 100 000) kann man so ein Teil kaufen. Dann findet ein plötzlicher Landschaftswechsel statt und wir befinden uns wieder völlig auf dem Land mit den einstöckigen, braunen Lehmhäusern, die sich kaum von der Landschaft unterscheiden. Auch die überall weidenden Schafe verbinden sich mit der Farbe der Erde. Nur die verzottelten Ziegen stechen in ihrem schwarzen Fell heraus. Kartoffeln, schütteres Korn, Oliven und Törggä wachsen in den Feldern, die von Ohrenkaktus-Zäunen (oder wie heissen sie wohl?) umsäumt sind.
Hier scheinen die Bauern etwas mehr Vieh zu haben, sie treiben bis zu sieben Stück vor sich her. Auch Frauen sind mit dem Eselkarren unterwegs, beladen mit den Kindern und geschnittenem Schilf. Wir erreichen das Meer und die Meeresbrise vom Atlantik schmeckt wunderbar erfrischend. Die südliche Strecke ist sehr schön zu fahren, bepflanzte Ackerfelder, eingezäunt von braunen Schilfrohr erstrecken sich bis zu den Dünen am Meer. Zwischendurch immer wieder Salzbecken für die Salzgewinnung. Bei der Suche nach einem Campingplatz haben wir Pech – der im GPS verzeichnete ist leider nicht mehr in Betrieb und der zweite den wir ansteuern sehr heruntergekommen. Es bleibt uns nichts anderes übrig als zu bleiben, denn auch die Erkundung nach einem weiteren Platz in 100 m Entfernung hat sich im Nichts aufgelöst. Die sanitären Einrichtungen und alles Übrige sind bei allen Plätzen ziemlich herunter gewirtschaftet. Irgendwann war es wohl mal schön, doch niemand investiert in die Erhaltung. Schade!
…Die Ohrenkakteen-Zäune sind Opuntien. Eine der Artenreichsten Kaktteenarten, in weiten Teilen der Welt verbreitet. Genutzt werden Blattteile und Früchte. die Früchte schmecken, finde ich, etwas nach Birne. Ihr werdet sicher noch oft die Gelegenheit haben sie zu essen. Lasst Euch unbedingt zeigen wie man das richtig macht denn auch die Früchte sind übersäht mit feinen Stacheln.Ausserdem werden auf der Opuntie eine Art Schildlaus kultiviert (Colchenillen), diese werden zur Gewinnung eines roten Färbestoffs genutzt.
Eine vielseitige Pflanze 🙂
Alles Liebe Stefan
Lieber Stefan
Was du alles weisst, – vielen Dank für deine botanischen Aufklärungen. Jetzt bin ich froh, dass diese Pflanze doch noch nützlich ist, wir begegnen ihr immer wieder auf den kargesten Böden. Schön, dass du uns begleitest …
Ganz liebe Grüsse
Doris & Urs
Gügsli Ehr Zwei,
Dä Urs muess unbedingt so ä Tuech ha, das gseht us wie echt.
En Tuareg wo sogar Hoorschniedä cha, allerhand.
Es isch wunderschö, wo Ehr Eu umätriebet, so loht sichs läbä.
Lönds Eu guet goh und gnüssets.
Liebi Grüess us San Galle
Nadine
Liebe Nadine
Der zweite Schnitt wäre fällig bei Urs! Kommst du? Dann warten wir noch ein bisschen :-)!
Lieben Gruss nach San Gallä
Ja, Stefan hats bereits erwähnt, und hier noch etwas wissenswertes: Volkstümlich werden alle Kakteen aus der Gattung der Opuntien als Feigenkakteen bezeichnet. Die Kerne der Früchte liefern das Kaktusfeigenkernöl, das hohe Anteile an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren besitzt und damit ernährungsphysiologisch als sehr wertvoll einzustufen ist. Also, ihr beiden, eine unverzichtbare Ergänzung in eurem Menueplan…
herzlichst us Sangalle
Esther
Oh liebe Esther – vielen Dank für deine ernährungstechnischen Erklärungen, – super. Das Kaktusfeigenöl habe ich bis jetzt noch nirgends angetroffen, doch wenn ich es sichte, werde ich es bestimmt kaufen. Das Argan-Öl ist bereits im Vorrat :-). Allzu lang spare ich es nicht, denn sonst geht es mir wie mit den Baumnusskernen von Fès: als wir sie aus dem Sack nahmen, krochen auch schon die ersten Maden herum. Auf diese Eiweissergänzung verzichte ich freiwillig. Der Sack ist dann im Abfall gelandet. Und so haben wir auch unsere Erfahrung mit den Feigen gemacht – die oberste Schicht wunderbar mit grossen, beigen Runden, darunter wurden sie immer kleiner und dunkler. Ich mache jeden Tag neue Erfahrungen, um genau nachzufragen, nichts Abgepacktes mehr zu kaufen etc. Doch das gehört auch zum Reisen oder?
Liebe Grüsse